Sturm in der Teetasse

■ Teekampagne Betrug vorgeworfen

Berlin (taz) – „Ein Riesenblöff" findet Albert Gschwendner, Besitzer der Teeladen-Kette, das, was die „Projektwerkstatt Teekampagne“ betreibt. Deren Öffentlichkeitsreferent Thomas Fuhlrott kontert: „Der Teekrieg spitzt sich zu, Gschwendner will uns als Hauptkonkurrenten ausschalten.“

Begonnen hatte der Streit um das goldene Getränk 1985, als der Berliner Wirtschaftsprofessor Günter Faltin die „Teekampagne“ ins Leben rief, die inzwischen 1,5 Prozent des bundesdeutschen Teemarktes hält. Faltins Idee: Darjeeling, die Krönung aller Tees, sollte billig und ohne preistreibende Zwischenhändler verkauft werden. Den Erlös wollte Faltin als Entwicklungshilfe nach Indien zurückfließen lassen.

Nun wird der Teekampagne vorgeworfen, ein normales, profitorientiertes Unternehmen zu sein, das mit der Sozialmasche geschickt werbe: Das Unternehmen arbeite doch mit einem Zwischenhändler zusammen und lasse außerdem nur einen Bruchteil der Gewinne nach Indien zurückfließen. Fuhlrott sieht darin eine Rufmordkampagne. Man verhandle jedes Jahr direkt mit den Produzenten in Darjeeling; die Firma Inter Tee, die auch in Infoblättern der Teekampagne aufgeführt sei, organisiere lediglich Formalitäten und Transport und werde dafür entsprechend entlohnt. Auch den Vorwurf, die Teekampagne zahle einen niedrigeren Einkaufspreis als angegeben, weist Fuhlrott zurück. Tatsächlich sei man von Inter Tee bei Abrechnungen betrogen worden. Inter-Tee-Chef Karl-Heinz Schwedt bestreitet das; die Teekampagne will allerdings gerichtlich gegen ihn vorgehen. Im übrigen, so Fuhlrott, behalte man zwar Rücklagen für zukünftige Investitionen ein, der Rest der Gewinne werde aber Entwicklungshilfeprojekten zur Verfügung gestellt.

Dem etablierten Teehandel ist die Teekampagne freilich ein Dorn im Auge. Mit dem Preis von 3,80 DM für 100 Gramm Darjeeling First Flush – dem feinsten Darjeeling – kann Gschwendner nicht mithalten; in seinen Teeladen-Filialen müssen KäuferInnen etwa acht Mark für dieselbe Menge hinblättern. Gschwendner hat für den Preisunterschied eine Erklärung parat: „Was die Teekampagne als First Flush anbietet, ist gar keiner, sondern eine Mischung.“ Das zu behaupten, ist ihm allerdings gerichtlich untersagt worden. KV