Schießerei in Schöneberg

■ Im Lokal „Rote Zora“ wurde ein Jugoslawe von zwei Libanesen tödlich verletzt/ Polizei vermutet Bandenkrieg

Schöneberg. In der Schöneberger Kneipe „Rujna Zora“, zu deutsch „Rote Zora“, fand am frühen Samstag morgen eine Schießerei statt. Tödlich getroffen wurde der 25jährige Jugoslawe Jane N. Ein zweiter Mann, über den die Polizei keine Angaben machte, wurde mit einem Beinschuß verletzt. Der Tatort, sagte ein Beamter des Dezernats für die Bekämpfung Organisierter Kriminalität, sei den Behörden „bestens bekannt“, hier würden Kriminelle aller Couleur verkehren. Man gehe deshalb von einem Bandenkrieg aus. Die Schießerei spielte sich nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen so ab, wie in schlechten Filmen immer zu sehen.

Gegen 4.20 Uhr in der Früh betraten zwei libanesische Staatsangehörige das Lokal in der Hauptstraße, unweit des Kaiser-Wilhelm-Platzes. Der 18jährige Hussein R. aus Beirut hielt eine sogenannte „Pump-Gun“ im Anschlag, ein etwa armdickes Gewehr. Sein Kompagnon, der 21jährige Hassan R., ballerte zunächst in die Luft. Anschließend steuerten die beiden direkt auf ihr Opfer zu, und Hussan R. feuerte mehrere gezielte Schüsse auf ihn ab. Der Mann brach, mindestens von acht Schüssen getroffen, zusammen und starb wenig später in einem Krankenhaus. Der ins Bein getroffene Mann am Nebentisch wurde gestern noch stationär behandelt. Ebenfalls wie im Film wurde die ganze Aktion durch einen dritten, an der Tür der Kneipe stehenden Mann gedeckt. Die Killer flüchteten nach der Tat mit einem schwarzen Toyota.

Die Polizei erschien wenige Minuten nach dem Attentat am Tatort, erwischte aber niemanden mehr. Ein Beamter sagte, daß ihnen sowohl der Namen des Opfers als auch die Vita der beiden Libanesen seit Jahren bestens bekannt sei. Schon mehrfach sei es rund um die „Rote Zora“ zu Messerstechereien gekommen, angeblich auch zu Schießereien.

Schießereien zwischen rivalisierenden Gruppen oder „Abrechnungen“ fanden in den letzten Monaten mehrfach in Berlin statt, zuletzt im Sommer in Neukölln und Kreuzberg. Dabei gab es zwei Schwerverletzte. Im Frühjahr bekämpften sich zwei verfeindete Gruppen, es kam zu vier Verletzten. Auch am Stuttgarter Platz blieb im Mai nach einer Auseinandersetzung zwischen zwei Banden ein Mann halbtot auf der Straße liegen. Der spektakulärste Fall ereignete sich im Juli vergangenen Jahres in Wilmersdorf: Ein Exilrusse schoß vier Landsleute zusammen. aku