„Man muß das Beste draus machen“

■ Asylstelle in Hohenschönhausen gestern eröffnet Innenverwaltung: Sicherheit der Asylbewerber gewährleistet

Hohenschönhausen. „Wir sollten uns weder dem Mob noch dem Diktat der Straße beugen“, erklärte Innenstaatssekretär Armin Jäger gestern bei der Eröffnung der zentralen Asylstelle in Hohenschönhausen. Die Befürchtung der Bezirksbürgermeisterin Brunhilde Dathe (parteilos), daß „sich viele Ausländer fürchten hierher zu kommen“, wolle er nicht hinnehmen, so Jäger. In Ost-Berlin sei die Sicherheitslage nicht schlechter als im Westen. „Bisher gab es in Berlin noch keinen erfolgreichen Anschlag auf Ausländer“, behauptete der Staatssekretär.

Pünktlich um sechs Uhr hatten sich die Tore der Asylstelle in der Ferdinand-Schultze-Straße geöffnet. Bis neun Uhr war allerdings der Presserummel größer als der Andrang der AsylbewerberInnen. Er könne noch nichts über das Amt sagen, meinte ein Flüchtling aus Ghana. Sein Freund fügte hinzu, ein wenig Angst hätten sie schon gehabt. Viele Flüchtlinge zogen es angesichts laufender Kameras allerdings vor zu schweigen. Die schlechte Anbindung der neuen Asylstelle an den öffentlichen Nahverkehr ist für Hans Holm von der „Bürgerinitiative ausländische MitbürgerInnen“ nach wie vor ein Ärgernis. „Vor allem morgens, wenn es noch dunkel ist, kann kaum einer die wenigen Hinweisschilder erkennen“, so Holm. Eine Forderung der Bürgerinitiative wurde inzwischen erfüllt. Die Wärmehalle am Eingang des Geländes werde, so Jäger, „bei Bedarf auch vor sechs Uhr geöffnet“. Niemand muß im Freien stehen, versicherte Jäger, der mit etwa 250 AsylbewerberInnen täglich rechnet, „vorausgesetzt, die Schlepperorganisationen halten sich an das, was normal ist.“ Zu den Umzugskosten wollten weder er noch der Sprecher von Innensenator Heckelmann, Krziscik, Angaben machen. „Der Pfefferberg“, so Jäger auf Nachfrage der taz, „wäre wesentlich teurer gekommen und nicht vor einem dreiviertel Jahr zu realisieren gewesen.“

Am Sonntag abend hatten etwa tausend Menschen, darunter viele Hohenschönhausener, gegen die Flüchtlingspolitik des Senats demonstriert. Die Bürgerinitiative, die sich wegen der drohenden Gefahr für die Flüchtlinge mehrfach gegen den Standort in Hohenschönhausen ausgesprochen hatte, betonte, nun müsse man das Beste aus der Situation machen. „Bis unsere Forderungen erfüllt sind“, sagte Hans Holm zur taz, „werden wir präsent sein.“ Grundlegende Kritik am gegenwärtigen Asylverfahren übte eine Frauen- und Lesbengruppe. Insbesondere Frauen, so wurde betont, machten einen verschwindend geringen Anteil anerkannter AsylbewerberInnen aus, nicht zuletzt, weil sexuelle Gewalt nicht zu den berechtigten Asylgründen zähle.

Allen Sicherheitsbeteuerungen zum Trotz kam es bereits am Sonntag abend zu ersten Zwischenfällen. Ein Fahrradfahrer wurde nach Angaben der Bürgerinitiative hundert Meter vom Mahnwachenzelt von Jugendlichen an der Weiterfahrt gehindert. Sein Fahrrad wurde über einen Zaun geworfen. Nachdem die meisten DemonstrantInnen die Heimfahrt angetreten hatten, versammelten sich etwa 50 rechte Jugendliche vor dem Ausländerwohnheim in der nahegelegenen Gehrenseestraße und riefen ausländerfeindliche Parolen. Uwe Rada

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