Die Gebrüder Grimm als männliche Einheit

■ Die Bundesbank stellt ihre neuen 5-, 500-, und 1.000-Mark-Scheine vor

Berlin (taz) – Vorausgesetzt es gäbe einen Preis für Sophismus – die Deutsche Bundesbank hätte ihn verdient. Denn nur sie bringt es fertig, mit fünf Männern und vier Frauen eine fünfzigprozentige Quotierung einzuführen. Selbiges Finanzinstitut liefert den materiellen Beweis – ab heute werden die letzten drei Banknoten der neuen Serie in Umlauf gebracht.

Auf dem papiernen Fetisch bereits erschienen sind der Mathematiker Carl Friedrich Gauß (Zehn-Mark-Schein), die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (Zwanzig-Mark-Schein), der Maler Balthasar Neumann (Fünfzig-Mark-Schein), die Pianistin Clara Schumann (Hundert-Mark- Schein) und der Mediziner Paul Ehrlich (Zweihundert-Mark- Schein).

Nun werden Bettina von Arnim, Maria Sibylla Merian und die Gebrüder Grimm unters Volk gestreut. „Wir wollten nicht noch einmal die würdigen, die ohnehin schon in aller Munde sind, wie Goethe und Schiller“, begründet die Bundesbank den Umstand, daß auf der neuen Geldscheinserie zumeist unbekanntere Gesichter erscheinen. Außerdem habe sie Personen ausgewählt, die im 18. und 19. Jahrhundert auf verschiedenen Gebieten Bahnbrechendes leisteten.

Den neuen Fünf-Mark-Schein ziert ein Porträt der romantischen Dichterin Bettina von Arnim (1785–1859), die mit ihrem Buch „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ berühmt wurde, aber auch zeichnete, komponierte, im politischen Zeitgeschehen mitmischte und nebenher einen Mann und diverse Kinder versorgte.

Auf dem neuen Fünfhundert- Mark-Schein hingegen erscheint die Verfasserin eines Buches mit dem illustren Titel „Der Raupen Wunderbare Verwandlung und Sonderbare Blumen-nahrung“: Maria Sibylla Merian (1647– 1717), die ihre zoologischen und botanischen Werke gleichermaßen als Künstlerin und Naturforscherin verfaßte und noch im Alter von 52 Jahren eine Forschungsreise nach Surinam unternahm.

Auf dem Tausend-Mark-Schein schließlich fanden die Märchensammler und Herausgeber des „Deutschen Wörterbuches“, die Gebrüder Wilhelm und Jacob Grimm, Platz. Unfreiwillige Ironie auf der Rückseite des ganz und gar realen Scheines: die grafische Darstellung des Taler-Regens aus dem Märchen „Sterntaler“.

Für die Sache mit den fünf Männern und den vier Frauen hat Bundesbanksprecherin Reitz sogar eine Erklärung: „Das sollte man nicht so eng sehen; wir jedenfalls fassen die Gebrüder Grimm als eine Einheit auf.“ KV