■ Mit Prognosen auf du und du
: Energieverbrauch in Deutschland stagniert

Hamburg (dpa/taz) – Der Energieverbrauch in Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten trotz wachsender Wirtschaft nicht zunehmen. „Es gibt hohe Einsparpotentiale vor allem in der Industrie und bei den Haushalten, aber auch im Verkehrssektor“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Esso AG, Thomas Kohlmorgen, bei Vorstellung einer Energieprognose des Mineralölkonzerns. Esso erwartet, daß das reale Bruttosozialprodukt im Jahr 2010 um 67 Prozent höher sein wird als heute, während der Verbrauch von Primärenergie um fünf Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) oder ein Prozent auf 487 Millionen Tonnen SKE zurückgeht.

Wichtigster Energieträger bleibe das Öl, dessen Anteil am gesamtdeutschen Energiebedarf jedoch von 38,4 auf 36,3 Prozent sinken werde, in den westlichen Bundesländern sogar von 41 auf 37 Prozent. Der Erdgasanteil werde deutlich zunehmen und einen Anteil am deutschen Energieverbrauch von knapp 24 Prozent erreichen. Derzeit sind es knapp 17 Prozent. Stein- und Braunkohle müssen hohe Verluste hinnehmen, werden aber einen Sockel von knapp 25 Prozent an der Energieversorgung halten; jetzt sind es noch 33,5 Prozent. Die erneuerbaren Energiequellen kommen insgesamt über einen Anteil von 4,3 Prozent nicht hinaus. Die Atomkraft stagniert wegen mangelnder Akzeptanz bei elf Prozent, nach heute 9,5 Prozent.

Ein hohes Einsparpotential besteht nach der Studie bei den Haushalten, wo die Raumwärme allein 80 Prozent des Energiebedarfs ausmacht. Auch dürften künftig die Autos rund ein Viertel weniger Benzin verbrauchen, und die Industrie könne durch Umstrukturierung und Modernisierung den Energieverbrauch um mehr als ein Drittel senken. Mehr Energie wird der Güterverkehr sowie die Stromerzeugung fressen.

Für die Erreichung des Klimaziels der Bundesregierung reicht die von Esso prognostizierten quasi naturwüchsigen Einsparungen aber nicht aus. Der Ausstoß von Kohlendioxid wird nach der Studie in Deutschland bis 2010 von 980 auf 870 Millionen Tonnen und damit um elf Prozent zurückgehen. Bezogen auf den für das Regierungsziel wichtigen Zeitraum von 1987 bis 2005 errechnete die Esso einen Rückgang um 17 Prozent. Die Esso-Studie benennt unfreiwillig auch die notwendigen Maßnahmen, um das Klimaziel doch noch zu erreichen. So müßte zum einen die Energiesteuer endlich eingeführt werden. Zum anderen hat Bundesumweltminister Töpfer der Autobranche ein ehrgeiziges Ziel empfohlen. Sie solle den Spritverbrauch ihrer Droschken um die Hälfte senken. ten