Rapsöl + Methanol = Bio?

■ Neue Zauberformel für das Bio-Auto / Kritik vom BUND

Ist der Traum vom Bio-Auto ausgeträumt? Nach den Wünschen des niedersächsischen Landwirtschaftsministers Karl- Heinz Funke soll künftig die Zauberformel RME (Rapsölmethylester) die ehemaligen Öko-Hits Äthanol und Rapsöl in den Tanks von „Umwelt“-Autos ablösen. Äthanol sei zu teuer, und für Rapsöl müssen Dieselmotoren für 10.000 Mark umgerüstet werden. Für das RME wird dem Rapsöl Methanol zugesetzt.

Der Minister will die einzige RME-Produktion in Niedersachsen bei der Ölmühle in Leer möglichst schnell von 300 auf 60.000 Tonnen im Jahr erhöhen. Damit könnten statt der heute rund hundert hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Fahrzeuge künftig 20.000 jeden Tag 125 Kilometer weit fahren. Verbrennt im Automotor RME statt Diesel, würden schädliche Emissionen reduziert, sagt der SPD-Politiker.

Von „ökonomischem Unfug gepaart mit ökologischem Unsinn“ hingegen spricht der Landesverband Niedersachsen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Er hält der Argumentation des Ministers eine

Bio als Rechenfehler

umfassende Sicht der Auswirkungen auf die Umwelt entgegen. Das Landwirtschaftsministerium messe lediglich, was aus dem Auto-Auspuff herauskomme und ziehe die Herstellung des RME nicht in Betracht. Entgegen den Berechnungen des Landwirtschaftsministeriums betrügen die Einsparungen von CO2 (Kohlendioxid) nicht hundert, sondern lediglich 30 bis 40 Prozent.

Das Ministerium rechnet, daß bei der Verbrennung des verarbeiteten Rapses nur soviel Kohlendioxid freigesetzt werden kann, wie die neuen Pflanzen zum Wachsen verbrauchen. Die Atmosphäre würde somit nicht zusätzlich mit dem Gas belastet, das für den Treibhauseffekt verantwortlich gemacht werde. Der BUND weist hingegen darauf hin, daß beim Anbau des Rapses Stickstoff im Boden entsteht. Der Stickstoff wird von Bakterien abgebaut. Dabei entstehe Lachgas (N2O), das für den Treibhauseffekt noch 280 mal schlimmer sei als CO2. Es sei allerdings schwierig, die Menge des Lachgases zu messen, da sie stark variiere.

Hinzu komme nach Angaben des BUND die Pestizid-Belastung des Bodens durch die Behandlung der Rapspflanzen. Außerdem gebe es in Europa nicht genug landwirtschaftliche Flächen. Betriebe man ökologischen Landbau, reichten Agrarböden gerade zur Ernährung der Bevölkerung aus. Gebe es jedoch Subventionen aus Bonn oder von der Europäischen Gemeinschaft aus Brüssel, so vermutet ein BUND-Sprecher, sei dies im agrarisch geprägten Niedersachsen Grund genug, um statt ökologische Landwirtschaft zu betreiben, nachwachsende Rohstoffe anzubauen.

Wesentlich billiger als mit dem RME seien dieselben Effekte mit Windanlagen und Wärmedämmung zu erreichen. An den vier RME-Tankstellen im Nordwesten Deutschlands müssen AutofahrerInnen rund 35 bis 40 Pfennig mehr pro Liter bezahlen als für herkömmlichen Diesel, berichtet ein Sprecher der Leerer Ölmühle.

Bettina Kruse/dpa