BUND warnt: Bremen gesund — Natur kaputt

■ Umweltschützer kritisieren Bremer Sanierungsprogramm: Kommt die Hemelinger Marsch?

Die finanzielle Gesundung Bremens durch das Sanierungsprogramm des Ampelsenats geht auf Kosten der Natur und wird auf dem Rücken der Bremerinnen und Bremer ausgetragen. Zu diesem Ergebnis kam gestern der Bremer Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Geschäftsführer Joachim Seitz kündigte massiven Widerstand gegen die Kernpunkte dieses Konzeptes an, „wenn sich da nicht noch gewaltig etwas ändert.“

Besonders zwei Punkte sind es, die das Mißfallen der Umweltschützer erregt haben: Der Ausbau der Autobahn A 281 zwischen A 1 (Brinkum) und A 27 (Industriehafen) mit dem Bau eines Wesertunnels und die Ausweisung der Hemelinger Marsch als Gewerbegebiet. Nicht nur beim Autobahnbau hätten sich die Grünen und ökologisch orientierte Sozialdemokraten über den Tisch ziehen lassen, kritisierte Seitz. Vor allem die Zustimmung zum Wesertunnel südlich des Klöckner-Geländes mit einem Investitionsbedarf zwischen einer und 1,5 Milliarden Mark sei „verkehrspolitischer Wahnsinn“.

Zusätzlich zu diesen Milliarden seien für weitere Straßenbaupläne für die nächsten vier Jahre 200 Millionen Mark avisiert, der Ausbau des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) dagegen nur mit 100 Millionen Mark. „Für Straßen wird rund 25mal mehr ausgegeben als für Schienen“, rechnete Seitz vor.

BUND-Verkehrsreferent Peter bettete den Bau des Weser-Tunnels in ein ganzes Bündel verkehrspolitischer Maßnahmen und entwarf ein apokalyptisches Verkehrsszenario für die Hansestadt. Neben dem Bremer Wesertunnel, der Küstenautobahn und der Weserquerung bei Dedesdorf werde die Region von einem „strickleiterartigen Netz von Autobahnen und Bundesstraßen“ umgeben. „Mehr Straßen haben bislang immer zu mehr Verkehr geführt“, sagte Möller. Stickstoffdioxid und Ozon würden die Gesundheit der BremerInnen angreifen.

Harte Kritik fand Seitz auch für die Erschließung der Hemelinger Marsch als Gewerbegebiet und die Flächenerweiterung im Niedervieland für das Güterverkehrszentrum. Seitz zitierte ausführlich aus den Anlagen zum Sanierungsprogramm, in dem die Hemelinger Marsch ungeschminkt als „mögliche Alternative“ für ein Gewerbeflächendefizit von 50 Hektar gehandelt wird. Die Erschließung der Marsch wird pikanterweise wie folgt begründet: „Eine hohe Flächenintensität kann das städtebauliche Ziel, ansprechende, hochwertige, durchgrünte und aufgelockert bebaute Gewerbegebiete zu errichten, konterkarrieren.“ Eine Art Ökobebauung für Gewerbeflächen also, von der Seitz schlicht erklärte: „Das ist der größte Quatsch, den ich je gehört habe.“

Wenn es nach dem BUND geht, sollen ausgewiesene Gewerbeflächen besser genutzt werden. Für Lagerhallen heißt das zum Beispiel: Hochbauen, mehrgeschossige Stauräume. Deshlab sei auch eine Flächenerweiterung im Niedervieland unnötig. „Was die vorhaben, gemahnt an die Wachstumseuphorie in den 60er Jahren“, kritisierte Seitz. Das Sanierungsprogramm leiste seinen Beitrag, daß der „ökologische Zug weiter in die Katastrophe rollt“. mad