Leere Strände und Kassen

■ Die Weltkonjunkturflaute trifft die Karibik am härtesten

Washington/Bridgetown (IPS) – Die Karibik ist die von der weltweiten Konjunkturflaute am meisten betroffene Region der westlichen Hemisphäre. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), der gestern in Washington vorgestellt wurde. Das verlangsamte Wachstum auf internationaler Ebene hat sowohl die Exporte als auch die lebenswichtigen Tourismus-Einnahmen, aus denen die Karibik-Region rund 25 Prozent ihrer Deviseneinkünfte bezieht, schrumpfen lassen.

Am stärksten zu spüren war das Ausbleiben der Touristen auf den Bahamas und auf Barbados. Dorthin kamen im letzten Jahr fast zehn Prozent weniger Touristen als 1990, mit ernsten Folgen: Das Wirtschaftswachstum ging zurück, die Regierungen mußten strenge Sparmaßnahmen ergreifen.

Am besten fuhren im Vorjahr noch Jamaika und die Dominikanische Republik. Mit stabil gebliebenen Einkünften aus dem Tourismus-Geschäft konnten die beiden Länder den Export von weiterverarbeiteten Gütern aus den Freihandelszonen steigern. Einigermaßen standfest zeigte sich auch die Wirtschaft von Trinidad und Tobago. Der Zuwachs in der Industrie und in der Bauwirtschaft von jeweils rund 13 Prozent ergab trotz des Rückgangs in der Erdölproduktion noch immer ein Wachstum von zwei Prozent. In Guyana zeigte ein 1988 erlassenes wirtschaftliches Anpassungsprogramm im Vorjahr Wirkung; das Bruttoinlandsprodukt legte um sechs Prozent zu.

Erneut abwärts ging es 1991 in Haiti und Surinam. Während die Krise in Haiti mehr als ein Jahr nach dem Putsch gegen den gewählten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide anhält, hat sich Surinam, wo trotz der Wahlen im letzten Jahr die Militärs weiterhin mitbestimmen, einem Wirtschaftsanpassungsprogramm verschrieben. Beide Länder müssen allerdings ohne internationale Wirtschaftshilfe auskommen.

Zur geplanten Zollunion der 13 englischsprachigen Karibikstaaten der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) konnten sich die Mitgliedsländer bisher nicht durchringen. Die Einigung über gemeinsame Außenzölle scheiterte, nachdem sie sowohl von den USA als auch den kleineren CARICOM-Mitgliedern kritisiert worden war. Während die USA darin unlauteren Protektionismus sahen, wollten sich die schwächeren CARICOM-Staaten gegen die Konkurrenz von außen mit noch höheren Schutzzöllen wappnen.