: Rolle vorwärts auf der Kreuzung
■ SchülerInnen in Bremen-Horn blockierten Heerstraße für eine neue Turnhalle
Die Schule an der Ronzelenstraße hat gestern mittag einen ungewöhnlichen Ausflug gemacht: „550 Schüler, alle Lehrer, einschließlich Hausmeister und Sekretariat“, so ein Lehrer, besetzten Punkt zwölf im strömenden Regen die große Kreuzung an der Horner Heerstraße. Auch einige Eltern waren dabei, um für den Bau einer neuen Turnhalle zu demonstrieren. Genau vor einem Jahr ist die alte Turnhalle der Schule bei Dacharbeiten abgebrannt. Und vor 1994 ist kein Neubau in Sicht. Das hat der Bildungssenator der Elternvertreterin schriftlich gegeben.
„Wir wollen alle eine neue Turnhalle“, skandierten die pudelnassen SchülerInnen und schwenkten aufgeregt ihre Transparente. Um zwölf sperrte die Polizei den Verkehr, und kurz darauf begann der wohl ungewöhnlichste Sportunterricht in der Geschichte der Schule. Mitten auf der Kreuzung wurden Matten aufs nasse Pflaster gelegt, geturnt, Volleyball gespielt und am Ende standen fünf Minuten Aerobic mit dem Sportlehrer als Vorturner.
„Unsere Schüler haben jetzt Sportunterricht an fünf Standorten. Uns graut schon vor dem Winter“, sagte Wilhelm Schäfer,
Wollt ihr eine neue Turnhalle? JAAAAAA!!!!!! Christoph Holzapfel
der stellvertretende Schulleiter. Für die alte Halle bezahlte die Versicherung 1,5 Millionen Mark, das Land müsse nur wenig drauflegen, um endlich die Bagger rollen zu lassen.
In einem Brief an den Bildungssenator hatte die Elternvertretung den Neubau ange
hier foto mit
den Schülern
mahnt. Der hat den Bau bei den Haushaltsberatungen zwar angemeldet, sich jedoch nicht durchsetzen können. In seinem Antwortschreiben konnte Bildungssenator Henning Scherf den Eltern keine Hoffnungen machen. „Vor 1994 brauchen wir gar nicht mit dem Baubeginn zu
rechnen, hat er uns geschrieben“, erzählte Schulelternsprecherin Renate Nentwig.
Nach einer Viertelstunde Turnen, Blockade und Demo auf der Kreuzung konnten die ungeduldigen AutofahrerInnen endlich wieder Gas geben. Jochen Grabler
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