Nachschlag

■ Die Nigelungen in der UFA-Fabrik

Daß die Nigelungen zaubern können, wird klar, lange bevor sie ein lebendes in ein totes Kaninchen verwandeln. Wie sonst ließe sich ihr Erfolg beim Publikum erklären? Aus gestandenen Alternativen und standhaften Harald-Juhnke-Verächtern bricht es förmlich heraus: die Lust am Mitgehen, Mitrufen, Mitklatschen, die Freude am reinen Entertainment. „Wenn Knacki gleich da rauskommt, muß der Saal zum Hexenkessel werden.“ Regieanweisung von oben, und das Publikum tobt auf Kommando – Kasperle vor einer Schar Sechsjähriger hätte seine Sache nicht besser machen können. Was dann folgt, ist Unterhaltung pur, goutierbar gemacht durch die permanente ironische Durchbrechung des Dargestellten. Klaus Jürgen Deuser und Ralf Günther beherrschen das Metier, das sie persiflieren. In atemberaubendem Tempo folgt Gag auf Gag, wird gekonnt jongliert und gesteppt, getanzt und gesungen. Wenn „Elvis the Pelvis“ das Becken außer Kontrolle gerät und er schließlich beinahe den Kontrabaß vögelt, die Geschichte von Romeo und Julia mit Hilfe von drei Jonglierbällen erzählt wird, der Entfesselungskünstler seine Uhr nicht aufkriegt und der Kunstesser Herr Günther den Kölner Dom aus einem Obstkorb herausknabbert, macht es wenig Sinn, nach eben diesem zu suchen. Die Nigelungen sind keine Vertreter des hintergründigen oder gar feinsinnigen Humors. Ihr Feld ist die Burleske, der mehr oder weniger derbe Kalauer und die Aktion. Daß an einzelnen Stellen Karnevalsassoziationen aufkommen, liegt nicht nur an der rheinischen Herkunft der beiden Komiker. Sie brauchen jedoch keinen Tusch, um ihr Publikum dorthin zu bringen, wo sie es haben wollen. Sie verbreiten einfach eine derart unwiderstehlich gute Laune, daß gegen Ende der Show auch die skeptischsten ZeitgenossInnen und introvertiertesten Charaktere wie TeilnehmerInnen einer Karnevalsprunksitzung im Takt mitklatschen. In der Zugabe schließlich lüften Deuser und Günther ein Stück weit das Geheimnis ihrer Erfolgsmischung, die ihnen offenbar direkt vom „Candyman“ überliefert wurde. „Ja, der Bonbonmann kann's“, singen sie auf dem Kontrabaß balancierend und steppend, „er mischt es mit Gefühl und läßt die Welt so schmecken.“ Sonja Schock

Noch bis zum 15. November, jeweils Mi. bis So. um 21 Uhr im Kinosaal der UFA-Fabrik, Tempelhof, Viktorastraße