Berufliche Veränderung

■ Was macht der „große Vorsitzende“, wenn er nicht mehr vorsitzen will?

Manchmal, insbesondere wenn der 1. November vor der Tür steht, manchmal ist Rosi Roland so müde, daß keinerlei Nachrichten mehr an ihre kleinen Öhrchen dringen. Dann legt sie sich ins Bett, denkt über die Bremer Welt nach und malt sich aus, wie alles wohl kommen könnte.

Zum Beispiel mit Claus Dittbrenner: In ungewöhnlich offener Form hatte der Anfang der Woche signalisiert, daß er sich auch ein Leben ohne SPD-Fraktionsvorsitz vorstellen kann. Immerhin ist „der große Vorsitzende“ schon mehr als fünf Jahre Vorsitzender der SPD-Fraktion und damit in recht jungen Jahren schon der Drittdienstälteste aller SPD-Fraktionsvorsitzenden in der Bundesrepublik. Und viel netter ist die Arbeit als Fraktionsvorsitzender auch nicht geworden, seit immer mal wieder jemand die große Koalition herbeireden will.

Die Genossen Barsuhn und Lojewski werden die öffentlichen Anzeichen von Amtsmüdigekeit umgehend in ihre nächtlichen Träume eingebaut haben. Bei anderen, die vielleicht Claus Dittbrenner gar nicht so furchtbar lieben, wird ob dieser Alternativen prompt der kalte Schweiß ausgebrochen sein.

Denken wir uns weiter etwas aus, und zwar für Claus Dittbrenner. Immerhin warten wir schon seit geraumer Zeit auf die Ausschreibung der Stelle eines neuen Geschäftsführers der Bremischen Gesellschaft. Statt die Stelle direkt nach dem Tode des Geschäftsführers Egon Kähler auszuschreiben, wurde da offensichtlich ein wenig zugewartet. Vielleicht, weil eine Besetzung zu einem früheren Zeitpunkt nicht möglich war? Vielleicht, weil Dittbrenner in der Anfangsphase der Ampel dringend als Koalitionsmanager gebraucht wurde?

Wie auch immer: Wenn die Anzeige dann irgendwann erscheint, dann werden wir doch mal darauf achten, ob da ein Fachmann vom Bau gesucht wird, oder ob sich da auch ein Fraktionsvorsitzender der SPD und ehemaliger baupolitischer Sprecher der Fraktion bewerben könnte. Und dann schau mer mal, was so alles passiert.

Verdient hätte er sich's ja dann auch so ein bißchen. Und schließlich hängt auch bei der SPD-Fraktion kein Schild: „Nach fünf Jahren geht der Mitarbeiter in den Besitz der Firma über.“ Immerhin soll berufliche Veränderung manchmal auch gut tun. Das hofft nicht in den letzten Oktobertagen nicht zuletzt Rosi Roland