Nachschlag

■ Pressekonferenz zur Halloween-Party

Hard stuff im Hard Rock Café: eine wahrlich gruselige Samstagnacht soll es werden, versprechen die PR-Frauen auf der anberaumten Pressekonferenz. Halloween: the real american way werde es gefeiert, in allen Hard-Rock-Touristen-Abfangzentralen außerhalb und in den USA. Damit droht das Kürbis-Fratzen schnitzende Personal, und der caféeigene Dracula kratzt sich genüßlich mit dem Hackebeil an den sprießenden Bartstoppeln. Gar garstig rollt er mit den Augen. Und weil die Damen von der PR-Abteilung neugierige JournalistInnen-Fragen nicht befriedigend beantworten können – es wisse niemand so recht, woher nun eigentlich Halloween kommt und was es soll –, darf der Graf der Nacht, made in USA, schon mal vorab ins Mikro diverser Radiostationen röcheln.

Gierig stürzt sich das sich selbst überlassene Journalistenvolk auf den hereinspazierenden Barkeeper, der für die Monster- Party ein paar passende „garstige Cocktails“ zusammengebraut hat und die Kostprobe mit einer kleinen Spinne („huch, wie süß“) garniert kredenzt. Testergebnis: altbewährtes Giftgrün, nur 'ne Spur feuriger und wahrscheinlich unbekömmlich, wenn's zusammen mit dem ebenfalls servierten Gebäckgemisch genossen worden wäre. Aber mit Gebäck braucht sich auf der Halloween-Party ja niemand zufrieden zu geben, vergißt die Crew nicht zu betonen, denn die Hard-Rock-KöchInnen toben sich derzeit gründlich aus, um am Samstag mit „kulinarischen Scheußlichkeiten“ aufwarten zu können. Dahinter verbergen sich, man ahnt es kaum, die Innereien der Kürbisfratzen, die in Suppe, Kuchen und Bowle umgewandelt werden sollen.

So hat sich also das Staff seine Gedanken zum Horrorereignis gemacht. Alle wuseln in der Horrorbar in spe um die Tische und trumpfen in naivem Kinderstolz mit blinkendem Totenkopf- Kopfschmuck, Geisteraugen, Dracula-Beißerchen, Schwabbel- Spinnen und dergleichen mehr auf, während die geladene Presse irritiert und vergeblich darauf wartet, daß sich da doch endlich jemand hinstelle und ein bißchen mehr erzähle. Die eifrigen Geister des Personals werden immer mehr, ohne daß nun endgülig der Ursprung des amerikanischen Spuks geklärt werden könnte. Irgendwie kommt Halloween aus England, oder doch aus Irland? Und vielleicht gab's auch mal einen Heiligen... Auf jeden Fall geht's in der Nacht vor Allerheiligen darum, daß die bösen Geister vertrieben werden!

Und was gibt's dazu im Hard Rock Café? Musik zum Thema, zusammengestellt von den 4U-ModeratorInnen Sabine Wahrmann und M. C. Lücke, ein paar Horrorvideos und – tatatataa – die Gespenster-Kostümprämierung! Vorgenommen von einem leibhaftigen, ganz echten Horrorfilmer (nur welcher, das steht noch nicht fest). Wieder zu Hause scheint mir nach einem kurzen Blick ins Lexikon, daß da irgendwas nicht stimmen kann: da geben sich Horrorvideos und Graf Dracula im Hard Rock Café ein Stelldichein, und alles soll so garstig und schaurig werden? Dabei aber sollen an Halloween doch gerade gute Geister die Dämonen, auch Hexen und böse Geister vertreiben. So jedenfalls will es der keltisch-angelsächsische Brauch. Vielleicht braucht das Hard Rock Café ja mal ein gutes Nachschlagewerk, in jedem Fall aber heute abend gute Geister gegen Peinlichkeiten. Petra Brändle

Um 20 Uhr im Hard Rock Café, Meineckestraße 21. Eintritt frei