Liebe zur Wehrtechnik

■ IG Metall fordert gezielte Industriepolitik

Mehr Druck des Staates auf Rüstungsfirmen forderte am Wochenende der Bevollmächtigte der Industrie-Gewerkschaft Metall, Manfred Muster. Damit die Rüstungsfirmen eher bereit seien, auf zivile Produkte umzustellen, sollte der staatliche Druck über die Subventionstöpfe ausgeübt werden. Die IG-Metall feierte den 10jährigen Geburtstag ihres Arbeitskreises „Alternative Fertigung“.

„Im ersten Jahrzehnt hat unser Arbeitskreis erreicht, daß ein bremischer Konversionsfond geschaffen wurde“, resümierte Muster, „für das nächste Jahrzehnt muß eine Kooperation und eine gezielte Industriepolitik angestrebt werden.“

Die Rüstungsproduktion in Bremen sei „hochkonversionsfähig“, meinte Muster, und nannte Beispiele. Der Marineschiffsbau ließe sich zum Beispiel auf die Produktion von ökologischen Schiffen umrüsten, die Elektronik-

Industrie könne auf den Bereich Verkehrstechnik umsteigen. Eine Bremer Elektrofirma, die vormals Panzersimulatoren produzierte, stellt jetzt Fahrsimulatoren für Fahrschulen her.

Wenige Wochen erst ist die Einrichtung des Konversionsfonds durch den Bremer Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) alt. Deshalb fehle es in Bremen noch an ernstem Willen, auf zivile Produkte umzusatteln. „Viele Firmen sind wehrtechnisch verliebt“, kritisierte der Metaller, „man hat sich daran gewöhnt, beim Bundeswehrbeschaffungsamt anzutreten.“ Die staatliche Förderung dürfe deshalb nicht nach dem Gießkannenprinzip verfahren, warnte Muster, sondern müsse gezielt nach Konversionsstrategien entwickelt werden.

Für das Umsatteln von Kriegs- auf zivile Produktion sprechen nach Ansicht der IG Metall nicht nur ethisch-moralische Gründe. Die Zeitschrift „Capital“ riet Anlegern schon vor einiger Zeit, von Rüstungs- auf Öko-Aktien umzusteigen. Denn bis zum Jahre 2000 werden die Rüstungshaushalte weltweit um 30 bis 40 Prozent schrumpfen; ein konjunktuerelles Rüstungstief stehe bevor. Schon jetzt sei die weltweite Rüstungsproduktion um 33 Prozent gesunken.

Rund 10.000 Arbeitsplätze hängen in Bremen direkt und weitere 15.000 indirekt von der Rüstungsproduktion ab. sim