Reformen für alle Bremer Schulen

■ Kommission will fünf durchgehende gymnasiale Bildungsgänge / FDP besteht auf zwei Gymnasien

Die vom Bremer Senat eingesetzte Schulreformkomission unter Leitung des Pädagogen Prof. Wolfgang Klafki ist sich darin einig, daß bei einer Weiterentwicklung des bremischen Schulsystems „das legitime Bedürfnis nach mehr Kontinuität“ zwischen der 10. und 11. Klasse berücksichtigt werden muß.

Gleichzeitig haben die Pädagogen „die Erwartungen der FDP enttäuscht“, so erläuterte Kommissionsmitglied Cornelia von Ilsemann das am Samstag vorgestellte Zwischenergebnis: Während die FDP mit der Forderung in die Koalitionsvereinbarungen des Ampel-Senats gegangen war, zwei Gymnasien des alten Typs ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf das flächendeckende Stufenschulsystem einzurichten, hat die Kommission eine Reform des gesamten Schulsystems vorgeschlagen: An insgesamt fünf Standorten könnten zwei räumlich nebeneinander liegende Bildungsgänge von Sekundarstufe I und Sekundarstufe II zu einer Schule verschmolzen werden, so daß durchgängige Bildungsgänge mit gymnasialem Abschluß entstehen.

Gleichzeitig wird die Kommission in ihrer für später angekündigten grundsätzlichen Stellungnahme nach dem bisherigen Diskussionsstand empfehlen, die die „Sprengelbildung“ (Klafki) aufzuweichen. Von Ilsemann würde ausdrücklich die „Bildung unterschiedlicher Profile der einzelnen Schulen“ befürworten.

Wenn der Bremer Senat der Kommission auch darin folgt, die Gesamtschule West und die Gesamtschule Ost mit Sek-II-Zentren organisatorisch zu verschmelzen, würde damit gleichzeitig die problematische Sonderrolle dieser beiden Schulen relativiert. Nach achtmonatigen Beratungen hat die Schulreformkomission damit ein Zwischenergebnis erzielt, das ihrem Auftrag gerecht wird, „tragende Elemente der Schulreform für alle bestehenden und noch neu einzurichtende Schulen“ zu entwickeln.

Noch am Freitag hatte die FDP versucht, auf das sich abzeichnende Votum der Kommission Einfluß zu nehmen und am frühen Morgen mit dem von ihr vorgeschlagenen Kommissionsmitglied Prof. Zedler ein Separat-Gespräch geführt. Aber auch Zedler war nicht mehr auf die FDP-Parteilinie zu bringen gewesen.

Die beiden von der FDP vorgeschlagenen Kommissionsmitglieder Zedler und Günther Bonz (Hamburg) waren in der Kommission mit dem Vorschlag, die Einführung durchgängiger gymnasialer Bildungsgänge auch in Huckelriede und in der Kurt-Schumacher-Allee „zu erörtern“, in der Minderheit geblieben. Die anderen Kommissionsmitglieder befürchten insbesondere die Rückwirkungen auf nahegelegene Sek-1-Zentren. Alle anderen Beschlüsse der Kommission waren einstimmig, und das Gesamtergebnis der Kommissionsarbeit, so versicherte Klafki, tragen alle sechs Kommissionsmitglieder mit.

Dennoch kann die FDP sich mit dem Ergebnis nicht anfreunden. „Die Kommission hatte nicht den Auftrag, die Einrichtung zweier Gymnasien zu relativieren“, erklärte FDP-Senator Claus Jäger am Sonntag. K.W.