Unterm Strich

Philippe Jaccottet, 67 Jahre, Essayist, Übersetzer und Lyriker aus der Schweiz, hat die Wilhelm-Heinse-Medaille der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur erhalten. Jaccottet hat Hölderlin, Rilke, Musil und Mann ins Französische übersetzt. Heinse- Medaillenträger sind unter anderen Marcel Reich- Ranicki und Carola Stern.

Rosa von Praunheim hat ein Schlußwort zu den Hofer Filmtagen gesprochen: „Mein Beruf ist Filmemacher und nicht Outer.“ Nie hatten wir etwas anderes vermutet von unserem Holger Bernhard Bruno Mischwitzky. „Ich leiste mir einfach, das auszuleben, was ich bin.“ Am 25. November wird er 50 Jahre alt und sitzt brav an der Autobiographie. Einen Titel hat er auch schon gefunden: „50 Jahre pervers“. Sein nächster Film soll „Neurosia“ heißen und von Menschen mit jener „Intensität“ handeln, die Praunheim sonst so vermißt, weswegen er daran denkt, eine „Prügelstrafe für schlechte Filme“ einzuführen. Mutig.

Benno Besson feiert am 4. November seinen 70. Geburtstag. Er, der einst als Brechts Nachfolger am Schiffbauerdamm galt, ist in diesem Frühjahr nach 15 Jahren wieder nach Berlin zurückgekehrt, um dort Coline Serraus „Hase Hase“ zu inszenieren — am westlichen Schiller-Theater allerdings. Gelegentlich besucht er auch Castorfs Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, die er einst (bis 1974) geleitet hat.

Madonna darf in ihrem neuen Film „Body of Evidence“ nun doch nicht alles zeigen, was sie möchte, dafür dürfen im Januar, wenn das Werk anläuft, auch Jugendliche unter 17 das Kino aufsuchen – jedoch nur in Begleitung von Erwachsenen. So bestimmt es die amerikanische Jugendschutzbehörde, die den Film zuerst in die Kategorie „NC 17“ („nur für Erwachsene“) eingestuft hatte. Produzent Dino de Laurentiis und Alan Ladd von Metro Goldwyn Mayer befürchteten einen Flop, wenn ihnen das Publikum der Jugendlichen fehlen würde, und stimmten der Zensur zu. Nur „kleinere Teile“ seien nun der Schere zum Opfer gefallen, versichert Produktionsleiter Stephen Deutsch, „weniger, als wir befürchtet hatten“. Um so mehr darf werbeträchtig darüber spekuliert werden.

63 Millionen Mark hat das neue Schauspielhaus Hannover gekostet. Es ist am Wochenende vor 600 geladenen Gästen eröffnet worden. Dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder gefiel die Architektur des Neubaus ausnehmend gut („so zurückhaltend!“), nur dem Oberbürgermeister der Stadt schwant nichts Gutes. Er setze mit Blick in die Stadtkasse auf „das Prinzip Hoffnung“. Mit Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ am 27., Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ am 28. und Frank Wedekinds „Lulu“ am 29. November wird die Saison im neuen Haus auch künstlerisch eröffnet. Neugierige dürfen sich an zwei Tagen der offenen Tür die Arbeit schon mal vorab und von innen ansehen.