■ Mit Jagdflugzeugen auf du und du
: Jäger light schon im Anflug?

Bonn/Berlin (dpa/taz) – Kommt der Jagdbomber Jäger90 nun doch als Billigversion? Die FAZ jedenfalls schrieb am Wochenende, Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) habe sich mit der Luftfahrtindustrie darüber verständigt, daß der Jäger90 in einer Sparversion zu Ende entwickelt werde. Dadurch könne der Gerätesystempreis für einen Jäger light auf einen Betrag zwischen 90 und 100 Millionen Mark begrenzt werden. Der Jäger90 war zuletzt mit 135 Millionen Mark veranschlagt worden. Rühes Versuch, den Abbruch der Jäger-Entwicklung durchzusetzen, könne „als erledigt angesehen“ werden, so die FAZ. Der Spiegel berichtete, Rühe werde nichts anderes übrigbleiben, als einen „abgespeckten Jäger90 zu akzeptieren“.

Diese Berichte wollte Rühe wiederum nicht akzeptieren. Der Minister werde „knallhart“ bei seiner Ablehnung des Jägers bleiben, sagte sein Sprecher Hans-Dieter Wichter. Die Berichte würden das „Wunschdenken bestimmter interessierter Kreise widerspiegeln, die noch glauben, den Jäger90 retten zu können“. Rühe habe bereits für die Haushaltsplanung 1993 die Einsparung von 300 Millionen Mark Entwicklungskosten vorgesehen.

Wichter erläuterte, mit den europäischen Partnern würden weiter Gespräche geführt. Rühe war sich bereits mit den italienischen und spanischen Projektpartnern einig geworden, daß die neue Billigvariante frühestens im Jahre 2002 in die Produktion gehen soll. Die Briten haben sich bislang gegen solche Pläne gesperrt.

Die Jäger-light-Fans der FAZ hatten den Gesinnungswandel im Verteidigungsministerium aus „internen Gesprächen“ herausgelesen, die sowohl innerhalb der Bundesregierung als auch zwischen dem Verteigungsministerium und der Luftfahrtindustrie geführt würden. „Innerhalb der Bundesregierung“ dürfte sich dabei besonders Finanzminister Theo Waigel (CSU) für den Jäger stark machen, weil in Bayern bei der Daimler-Tochterfirma Dasa 20.000 bis 30.000 Arbeitsplätze vom Jäger abhängen.

Angesichts des klaren Dementis von der Hardthöhe zeigen die Berichte vor allem eines: Die Jäger-Lobby wird den Druck auf Rühe beständig erhöhen, um ihr Großprojekt bis 1995, wenn endgültig über ein neues Jagdflugzeug für die Bundeswehr entschieden wird, doch noch durchzudrücken. dri