Heiße Gerüchte um Kalten Kaffee

■ Wird Elste Wirtschaftssenator, Krupp Nordzentralbankier und Susanne von Bargen Wahrsagerin?

, Krupp Nordzentralbankier
und Susanne von Bargen Wahrsagerin?

Bäumchen-wechsel-dich, Blinde Kuh, Reise nach Jerusalem — welches dieser Kinderspiele auch immer, sie alle lassen sich treffend als Metapher für die aktuelle Stimmung im Büro des SPD-Fraktionschefs Günter Elste gebrauchen. Der blickt dieser Tage gespannt wie ein Flitzebogen nach Schwerin. In der mecklenburgischen Hauptstadt nämlich entscheidet sich, ob jener Stuhl im Hamburger Senatsgehege frei wird, den Elste als Vorgriff auf seine Bürgermeisterkarriere so gerne wärmen würde: der Stuhl des Vizebürgermeisters und derzeitigen Wirtschaftssenators Hans-Jürgen Krupp.

Krupp ist im Gespräch für den Chefsessel der neuen norddeutschen Landeszentralbank, dessen Besetzung derzeit zwischen Kiel, Schwerin und Hamburg unter dem schwierigen Vorzeichen notwendiger Einstimmigkeit ausgekegelt wird. Krupp hat sich nicht aufgedrängt, er wurde vielmehr heftig bekniet. Allein das schwarze Schwerin ziert sich noch, dem ausgewiesenen Finanzpolitiker und professoralen Sozi Krupp rote Teppiche auszurollen. Sollte sich jedoch auch Schwerin vor Krupp verneigen, würde der, so verlautet aus seiner Umgebung, „nicht ablehnen, weil er sich für den Besten für diesen Job hält“.

Bürgermeister Henning Voscherau käme in diesem Fall in eine unangenehme Lage. Er müßte ein für Hamburger Stadtchefs gefährliches Faß aufmachen, den Senat umbilden. An vorderster Front der Senatsnachrücker steht gegenwärtig Günter Elste, der sich zudem für einen höchst qualifizierten Wirtschaftsfachmann hält. Elste will vor der nächsten Bürgerschaftswahl den Nachweis seiner Senatsbefähigung, um für den Fall aller Fälle (wechselt Voscherau als Innenminister oder Staatssekretär nach Bonn, gibt Voscherau nach einer Wahlniederlage auf?) als Big Boß einer Großen Koalition bereit zu stehen. Doch Voscherau ist dies alles zu riskant. Er, der gerade Geschmack am Kohlschen Politik-Stil gefunden hat (sitzen bleiben), möchte den loyalen Senatsneutralo Krupp nicht verlieren.

Diese schlichte Faktenlage hielt der kreativen Fantasie der Abendblatt-Schreiberin von Bargen genausowenig stand, wie jener von MoPo-Schreiber Klaffs: „Geheim! Bürgermeister plant Senats-Umbildung.“ Das kollektive Rathausorakel von Springer/Gruner+Jahr gießt denn anläßlich der potentiellen Kruppkarriere einen heftigen Strom kalten Kaffees über den jahreszeittypischen Spekulatius: Egal ob Traute Müller, Wolfgang Curilla, Dirk Reimers, Werner Hackmann oder Lore Peschel-Gutzeit — die LeserInnen werden direkt am Blinde-Kuh-Spiel der Journaille beteiligt. Es herbstet. Die Blätter fallen. Florian Marten