Soundcheck: Fats Domino / Faith No More

SOUNDCHECK

Heute abend: Fats Domino. Zum ewigen musikalischen Kreislauf von New Orleans gehört der kauderwelschende Boogie-Man nur „eigentlich“. Zwar verschlangen seine Hit-Kompositionen die Stilvielfalt seiner Heimatstadt wie nichts und bildeten in einer musikalischen Reaktion aus Folklore und Las Vegas einen edlen Stoff, der ihn zum millionenschweren Idol werden ließen. Aber anders als viele seiner Kollegen aus Louisiana galt seine Ausrichtung immer mehr dem Glanz der weißen Mittelklasse als den schwarzen Roots. Ähnlich wie Elvis war der „Fat Man“ schnell entrückt in die geschichtslosen Sphären der Superstars und damit Bestandteil des amerikanischen Establisments. Seine Spielsucht, die ihn mehrmals nahe an den Ruin führte, zeigte allerdings, daß die Sehnsucht nach „Blueberry Hills“, wenn sie ins sorgenlose Wolkenkuckucksheim führt, schmerzliche Begleiterscheinungen zeitigt. Als Rock'n'Roll-Ikone blieb er sich bis heute treu und neben seinen mitgealterten Fans konnte er auch stets jüngere Schichten faszinieren. tlb

Auch am 24.11., CCH1, 20 Uhr

Heute und morgen abend: Faith No More. Faith No More sind das liebste Kind des Vorstadt-Rockers, obwohl sie das gewiß nicht verdient haben. Bereits als kommende Mega-Band gehandelt, erprobte der US-Fünfer im kochenden Hochsommer im überkochenden, weil völlig überfülltem Mini-Club Marquee sein Programm für die Tour als Support für Guns'N'Roses, die sie locker aus dem Niedersachsenstadion zu Hannover katapultierten. Diesmal kommt das Crossover-Urgestein ins Docks, das bereits zweimal ausverkauft ist. Im Gepäck hat die Band um Bühnen- Derwisch Mike Patton ihre '92er LP Angel Dust, die zwar ihre differenzierteste ist, aber wohl nur wegen der massiven Vermarktung die meistverkaufteste sein wird. Statt einem Hit Marke „We Care A Lot“ bietet die Platte quälend-wimmernde Orgeln. Man darf aber hoffen, daß die Band live ihre Wurzeln wiederfindet und das phänomenale Dead Kennedys-Cover „Let's Lynch The Landlord“ im locker shuffelnden Folk-Ska-Sound intoniert. Andreas Hoffmann

Dock's, 21 Uhr