Ausweg Sarkasmus?

■ Bundesversammlung HIV-Erkrankter tagt ab morgen in Hamburg

tagt ab morgen in Hamburg

Die Situation in Hamburg: Bis Ende September dieses Jahres sind insgesamt 781 Fälle von Aids-Erkrankungen gemeldet worden. 428 Menschen sind seit 1981 breits an der Immunschwächekrankheit gestorben. Die Zahl der HIV-Infizierten wird auf ungefähr 7000 geschätzt.

Zurückzuführen sind diese Zahlen nicht auf das besonders unvorsichtige Verhalten der Hamburger, sondern darauf, daß hier wie in anderen Großstädten besonders viele Homosexuelle und Junkies leben. Sie machen noch immer 90 Prozent der Betroffenen aus. Die Zahl der Neu-Infektionen allerdings, so warnte gestern die „Deutsche Aids-Hilfe“, stieg bei Heterosexuellen stärker an als in den Hauptrisikogruppen.

Nicht nur um die Hamburger Situation wird es vom 5. bis 8. November auf der dritten Bundesversammlung für Menschen mit HIV und Aids im Jugendgästehaus an der Horner Rennbahn gehen. Vielmehr will der Veranstalter, die Deutsche Aids-Hilfe, zusammen mit den Teilnehmern die bundesweiten Ziele für die zukünftige Arbeit formulieren.

Zur Situation in Hamburg: Die Sozialbehörde hat Interesse signalisiert, sich mit dem Konzept von „Leuchtfeuer“ auseinanderzusetzen; nach dem Londoner Vorbild „Lighthouse“ sollen auch hier ein Haus mit 20 stationären Betten — hier sollen auch Sterbende begleitet werden — sowie ein Café und eine Kontaktbörse entstehen.

Über die psychosoziale und medizinische Betreuung der Betroffenen zeigte sich Dr. Tillmann Hassenstein, Arzt bei der Aidshilfe Hamburg, „einigermaßen zufrieden“. Allerdings sehe es im Bereich der ambulanten Pflege nicht so gut aus. Auch die drohende Schließung der Aids-Ambulanz im AK St. Georg bewertet er als bedenklich. Die Ambulanz soll in eine Tagesklinik umgewandelt werden. „Tagesklinik ist ein Modebegriff“, so Hassenstein, „ich vermute da auch wirt-

1schaftliche Interessen.“ Die Arbeit in St. Georg sei vorbildlich.

Die 270 Teilnehmer der Bundesversammlung tagen unter dem Motto „Perlen für die Säue“. Auch wenn dieser Slogan eher danach klingt, daß sich Schwule und Fixer mit den alltäglichen Diskriminierungen mittlerweile abgefunden haben (letzter Ausweg Sarkasmus?), soll genau dem entgegengewirkt werden.

„Ein mündiges Patientsein“, „politische Mitsprache“ und „Selbstbestimmung über unsere Rausch- und Lustbedürfnisse“ sowie „ein Tod in Würde“ sind die geforderten Perlen, die allen zustehen sollen. Zahlreiche Workshops und Plenarveranstaltungen stehen auf dem Programm. Gregor Gerlach