■ Werbeflächen sollen die Kasse des Studentenwerks füllen
: United Colours in der Mensa?

Osnabrück (taz) – Das Osnabrücker Studentenwerk plant einen ungewöhnlichen Schritt zur Erschließung neuer Einnahmequellen: Ausgewählte Flächen an den Wänden der zentral gelegenen Mensa sollen an Werbetreibende vermietet werden.

Die Idee stammt von einem findigen Studenten und Jungunternehmer, der unter der großspurig tönenden, aber jargontechnisch gelungenen Überschrift „Place- Based-Marketing“ Werbeflächen in Hörsälen, Mensen und Cafeterien feilbietet. Osnabrück soll dabei nur ein Anfang sein, eine Ausweitung auf sämtliche Hochschulen der Bundesrepublik wird potentiellen Partnern bereits forsch in Aussicht gestellt. Der Haken: Der Vertrag mit dem Osnabrücker Studentenwerk liegt zwar zur Unterschrift bereit, wurde aber noch nicht unterzeichnet. Studentenwerk-Geschäftsführer Otto Kerll bekundet sein Interesse an unkonventionellen Methoden zur Ertragsverbesserung, die dem akademischen Nachwuchs unmittelbar zugute käme. Das Studentenwerk wäre unter gewissen Bedingungen bereit, einige Quadratmeter bislang nicht genutzten Raumes in der größten der Osnabrücker Mensen zur gewerblichen Plakation freizugeben. Otto Kerll: „Ich bin nicht abgeneigt, daß wir da mal einen Versuch machen, vielleicht an zwei Stellen in der Mensa. Das Studentenwerk braucht immer Geld für seine sozialen Leistungen, und da wollen wir uns so einer Sache nicht verschließen.“

Trotz des laut Kerll „lukrativen“ Angebots werden die Verantwortlichen Vorsicht walten lassen: „Wenn es da Probleme geben sollte, kann das Studentenwerk von einem Tag auf den anderen wieder aussteigen.“ Vor allem will sich Kerll zunächst mit dem AStA verständigen: „Wir machen da keinen Alleingang. Man muß sich auch absprechen mit denjenigen, die es angeht, nämlich der Studentenschaft.“ Da das Studentenwerk unter kaufmännischen Gesichtspunkten geführt ist, kann es auf „Nebenerwerbsquellen“ nicht verzichten. Nur 25 Prozent des Etats kommen vom Land Niedersachsen als zweckgebundener Zuschuß zur Verbilligung des Speiseangebots für Studenten. Der Rest muß vom Studentenwerk erwirtschaftet werden. Insofern wäre die Flächenvermietung im Sinne der StudentInnen, denn die zusätzlichen Einnahmen würden nach den Worten Kerlls weitergegeben in Form von „Subvention unserer Preise“.

Schon einmal beschritt das Osnabrücker Studentenwerk neue Wege, als es die Betreuung des Mensaspeiseplans außer Haus gab. Die entsprechende Firma lieferte die Wochenübersicht kostenfrei und erhielt im Gegenzug das Recht, den Anzeigenraum des Faltblatts zu vermarkten. Da die Osnabrücker gute Erfahrungen gemacht haben mit diesem Modell, wurde es inzwischen von Studentenwerken anderer Städte übernommen. Harald Keller