■ Das Portrait
: Hal Roach

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Foto: Schulz/Paparazzi

Auch wenn es wie eine Hollywood-Schmonzette klingt: Der Gentleman, der 1892 in Elmira/New York das Licht der Welt erblickte, hat sein Glück zunächst tatsächlich als Goldsucher in Alaska und später als Truckdriver in Seattle versucht, bevor er schließlich als Cowboydarsteller und Stuntman bei Universal Film einstieg.

Hal Roach, Schauspieler, Regisseur und Produzent, ist am Montag im Alter von hundert Jahren an einer Lungenentzündung gestorben, zu Haus im schönen Bel Air bei Los Angeles.

Die Berlinale'92 hatte ihm noch eine große Retrospektive gewidmet; schließlich war er einer der letzten Studiobosse, deren Produktionsweise noch dem alten Handwerksbegriff vom Kinomachen verpflichtet war: Talente schmieden, in einen Plot einpassen, im Stakkato-Rhythmus Scherze darin verstreuen. Roach „erfand“ Laurel&Hardy, die ganzen Generationen auch hierzulande als „Dick&Doof“ in freudigster Erinnerung sind. Auch das Komikerinnengespann wie die laute Thelma Todd und die fulminante ZaSu Pitts ist eine Entdeckung von Roach.

Roach stand keineswegs unter dem Druck, originell zu sein: oft genug begnügte er sich mit einer Kopie der Hits anderer Autoren. Aber er spürte schneller als andere, wohin der Publikumsgeschmack ging: Als der Film sich vom Vaudeville entfernte und die Leute statt kurzer Slapsticks eine „Story“ wollten, war Roach dem Großmogul Senett um Längen voraus; als nach der Depression die Zeit der Kurzfilme vorbei war, plazierte er seine Stars in abendfüllenden Spielfilmen wie „Die Wüstensöhne“. Mit der Steinbeck- Adaption „Of Mice and Men“, von der wir dieser Tage so einen lauen Aufguß erleben dürfen, wagte er sich auf düster-dramatisches Neuland; aber mit dem Zweiten Weltkrieg hörte auch für ihn der Spaß auf. Ein paar Propagandafilme für Roosevelt konnten den Bankrott seiner Firma nur aufhalten. Als dann Roach junior mit großem Einsatz an der Börse bauchlandete, war's vorbei mit dem großen Studio. Fürderhin drehte er für das Fernsehen und pflegte sich auf Branchenspektakeln als freundliche Eminenz im Hintergrund bereitzuhalten. Übrigens konnte Hal Roach Hollywood-Dönekens erzählen und mit den Augen rollen, daß einem ganz blümerant wurde beim Zusehen. Mariam Niroumand