Der Balkon gehört zum Konzept

■ Nächste Woche soll der Rohbau der Zeise-Kinos fertig sein / Mediale-Veranstaltung für Februar fest geplant

fertig sein/Mediale-Veranstaltung für Februar fest geplant

„Wir hoffen, daß wir in der nächsten Woche mit dem Innenausbau beginnen können“, sagt Jürgen Fabritius, 38, der Geschäftsführer der Zeise-Kino GmbH, die sich aus den Gesellschaftern Prokino, München, Sputnik, Berlin und dem Hamburger Filmbüro zusammensetzt. Lange genug hat es gedauert, bis in in der ehemaligen Schiffsschraubenfabrik in Ottensen Spuren von Bauarbeiten zu erkennen waren. Tatsächlich zeichnen sich nun die drei Kinosäle im Groben ab: Im großen Kino 1, das 450 Plätze haben wird, ist der Balkon fertig. „Der Balkon mußte sein, das gehört zu unserem Konzept von Kino, nämlich Filmtheater zu betreiben,“ spielt Fabritius auf die Kinoarchitektur der 50er Jahre an - und darauf, daß er mit den Zeise- Kinos dem künftigen Prunk der Cinemaxxe eine attraktive, technisch perfekte und komfortable Spielstätte unabhängigen Kinos entgegenhalten will.

Die beiden kleinen Kinos mit 100 und mit 80 Plätzen werden eher Studiocharakter haben. Fabritius, der zuletzt in Berlin den Verband der Kinobetreiber als Geschäftsführer leitete, sammelte zuvor als Macher des Filmprogramms in der UFA-Fabrik auch reichlich Erfahrungen im Off-Kino-Bereich. Auf die Frage, ob er den Programmkinos in Hamburg nicht bedrohliche Konkurrenz machen werde, entgegnet er fast geschmeichelt: „Es gibt in der Stadt allerlei Befürchtungen, wem dieses Kino das Wasser abgraben soll“, doch wenn er beispielsweise das Elbe- Kino betrachte, so sehe er dort eine ganz andere Programmstruktur. Und was die Leute vom 3001 machen, „das können wir uns hier gar nicht leisten.“ Das Abaton müsse sich schon gar nicht fürchten, zudem steht er auch mit den Kinomachern vom Allendeplatz in gutem Kontakt, und ergänzt: „Wer sich am meisten fürchten muß, ist Heinz Riech.“

Und fürchtet er sich vor den geplanten Cinemaxxen aus dem Hause Flebbe? „Wir bieten die gleiche Technik, eine gute Auswahl von Filmen und darüber hinaus nicht irgendeinen künstlichen Restaurantbereich einer Kette wie Pizza-Hut.“ Die Kneipen rund ums Filmhaus seien schließlich gut besucht und die Restauration im Foyer werde ebenso nicht nur gutes Essen, sondern auch ein unvergleichliches Ambiente bieten. Das Eisenstein sei zwar auch nicht seine Lieblingskneipe, aber es sei doch inzwischen auch in Ottensen verwachsen. Zuwider sind ihm folglich Klischees und Ausgrenzungen von Menschen, egal welcher Art: „Das hier wird kein Kino sein für bestimmte Gruppen, sondern eines

1für bestimmte Filme. Das heißt, daß sich auch die Ottenser Bevölkerungsstruktur im Kinopublikum widerspiegeln soll.“ Die teuersten Eintrittskarten für die Hauptvorstellungen sollen zehn oder elf Mark, für die Tag- und Spätvorstellungen sechs oder sieben Mark ko-

1sten. Selbstverständlich sind für Fabritius die üblichen Ermäßigungen - an allen Wochentagen.

Außerdem sind die Kinos tageweise für Veranstaltungen zu mieten. Fest eingeplant ist eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Filmbüro zur Mediale, die im

1kommenden Februar in Hamburg stattfindet. Dabei wird es auch um die Möglichkeiten gehen, Filme in 35mm-Qualität elektronisch zu projizieren, also um Zukunftsmusik des Kinos in Zeiten von Cyberspace und Virtual Reality. Julia Kossmann