Sanssouci
: Vorschlag

■ The New Fast Automatic Daffodils im Loft

Kürzlich geisterten Meldungen durch die Musikpresse, daß Shaun Ryder nach Heroin nun schließlich Crack entdeckt hat– und das ausgerechnet auf Barbados, wo die Happy Mondays ihre neue LP aufnehmen wollten. Die wurde zwar fertig, ihr fehlte aber ein wesentliches Element: der Gesang von Ryder. Der wurde nach einem Klinikaufenthalt in London zwar dann doch noch fertig aufgenommen, die neue Platte der Happy Mondays ist inzwischen in den Läden, aber es ist ein offenes Geheimnis, daß die Band nur noch ein Torso ist und wohl bald auseinanderbrechen wird. Wenn Shaun Ryder das noch erlebt. Der Zustand des Flaggschiffes ist symptomatisch für die noch vor wenigen Jahren sehr vitale Rave-Szene von Manchester. Die Lage scheint so prekär, daß der New Musical Express im August fragte, ob die New Fast Automatic Daffodils die letzte lebende Band der Stadt wären.

Da die Daffodils von vornherein der Meinung waren, daß die ganze Hysterie um Rave nur von den Medien aufgebläht wurde, sogar daß es nie eine einzige homogene Szene gegeben hat, fühlten sie sich auch keiner zugehörig. Das war ihr Glück, denn so wie damals niemand sagte: „Noch eine Band aus Manchester“, sagt auch jetzt niemand: „Doch noch eine Band aus Manchester“. Die New Fast Automatic Daffodils waren immer einfach nur die New Fast Automatic Daffodils, und das, obwohl sie immer schon sehr tanzbar waren, mithin sehr gut in die gescheiterten Träume von der weltweiten Rave-O-lution gepaßt hätten, die das Universum zum Swingen bringt.

Andy Spearpoint, Sänger und Texter, bringt die Musik sehr schlicht auf den Punkt: „Laute Gitarren und viel Rhythmus. Auf diesem extrem simplen Niveau waren wir die Happy Mondays – nur mit viel lauteren Gitarren.“ Den Sound, der vorher nur live so richtig zur Geltung kam, hat Craig Leon, der auch schon The Fall produzierte, nun endlich auch im Studio verwirklichen können. Auf „Body Exit Mind“ dröhnen die Gitarren mit gewaltiger Monotonie, ganz im Stile großer englischer Vergangenheit wie Joy Division, während der Beat locker und flockig daherkommt – er schwimmt sogar in Milch. Manchmal verlieren sie sich aber auch in psychedelisch wabernden Schleifen, wie man sie von den Inspiral Carpets kennt. So verwirklichen die New Fast Automatic Daffodils am konsequentesten den ursprünglichen Ansatz von Rave: die Verbindung von Tanzbarem mit den Klängen und Melodien des britischen Gitarrenpop in der Nachfolge der Smiths, der sich wiederum aus dem New-Wave-Aufbruch speiste.

Wer letztes Jahr die Happy Mondays im Metropol sah und ungläubig erstaunt die schiere Gewalt und zugleich rhythmische Finesse ihres Auftritts bestaunte, kann sich bei den New Fast Automatic Daffodils auf einiges gefaßt machen. Thomas Winkler

Heute um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg