Fink stand unter Spionageverdacht

■ Stasi-Offizier bestätigt: Fink nichtwissentlich als IM geführt/ Theologe unter Verdacht staatsfeindlicher Kontakte

Berlin. Der wegen seiner angeblichen Stasi-Kontakte entlassene Rektor der Humboldt-Universität, Heinrich Fink, sollte mit seiner Registrierung als Informeller Mitarbeiter (IM) beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) „unter Kontrolle“ gehalten werden. Wie der frühere Leiter der Stasi-Kirchenabteilung, Franz Sgraja, vor dem Landesarbeitsgericht sagte, sollte Fink von einer staatsfeindlichen Tätigkeit abgehalten und „umgedreht“ werden. Sgraja bestätigte die Angaben seines früheren Mitarbeiters Wolfram Laux, der am Montag zum gleichen Fall ausgesagt hatte, Fink sei 1969 nichtwissentlich als IM registriert worden.

Sgraja zufolge ermittelte das MfS nach dem Mauerbau 1961 gegen Fink wegen des Verdachts geheimdienstlicher Tätigkeit aufgrund vieler Kontakte zu Ausländern. Dieser Verdacht habe weder bestätigt noch ausgeräumt werden können, sagte Sgraja. Er selbst habe den Auftrag für den IM-Vorlauf und zur letztlichen IM-Registrierung gegeben, erklärte er vor dem Gericht, das sich in zweiter Instanz mit der fristlosen Entlassung Finks als HU-Rektor im November 1991 befaßt.

Sgraja hatte eigenen Angaben zufolge selbst nur einmal Kontakt zu Fink – während eines Gesprächs im Staatssekretariat für Kirchenfragen. Ansonsten sei die Abschöpfung über zwei Offiziere im besonderen Einsatz (OibE) und einen IM im genannten Staatssekretariat beziehungsweise im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen erfolgt. Einen direkten Kontakt oder eine Verpflichtung Finks habe es zu seiner Amtszeit nicht gegeben, erklärte der 69jährige, der die Stasi-Kirchenabteilung von 1970 bis 1977 geleitet hatte.

In erster Instanz war das Gericht zu der Entscheidung gelangt, daß die Kündigung Finks unrechtmäßig war. Es gäbe keine Beweise, daß er mit „Wissen und Wollen“ für das Mielke-Ministerium gearbeitet habe, hieß es zur Begründung. Bereits damals lag eine eidesstattliche Erklärung zweier Ex- Stasi-Offiziere vor, wonach Fink nichts von seiner Führung als IM gewußt haben soll.

Ursprünglich sollte am gestrigen Mittwoch auch der MfS- Oberst Klaus Roßberg vernommen werden, der sich nach Angaben des Landesarbeitsgerichts zur Zeit aus „familiären“ Gründen in Rußland aufhält. Roßberg und Wiegand sollen nun zu Ende November vorgeladen werden. Der Oberst Wiegand war zunächst Stellvertreter Sgrajas und leitete später selbst die Stasi-Kirchenabteilung. dpa/ADN/taz

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