Mannesmann besticht

■ Schmiergeldaffäre in Norwegen

Oslo (taz) – Fünf Millionen Kronen (etwa 1,7 Millionen Mark) sollen es mindestens gewesen sein, die Mitarbeiter der norwegischen Verkaufsgesellschaft des Mannesmann-Konzerns an Angestellte des staatlichen Ölkonzerns Statoil zahlten, damit der deutsche Konzern seine Produkte absetzen konnte. Diese Schmiergeldaffäre hatte umgehend zu Entlassungen bei Statoil geführt, und auch Mannesmann sah sich – nach einigem Zögern – gezwungen, vier leitenden Mitarbeitern seiner Verkaufsorganisation zu kündigen.

Doch Statoil ist damit alles andere als zufrieden: Ohne ein schnelles Großreinemachen im gesamten Schmiergeldsumpf der norwegischen Mannesmänner, verlautete aus dem Ölkonzern, könne das Unternehmen sich in Zukunft ersparen, Statoil auch nur Verkaufsangebote zu unterbreiten.

Die Bestechungsgelder der Mannesmänner, denen seit ihrem Bekanntwerden Ende August regelmäßig breiter Raum in den norwegischen Medien eingeräumt wurde, sobald es neue Enthüllungen gab, könnten sich recht bald geschäftsschädigend für den Düsseldorfer Konzern auswirken. Bis Ende des Monats, so das Statoil- Ultimatum, habe man in Deutschland noch Zeit, alle zu entlassen, die in die Schmiergeldaffäre verstrickt waren. Geschehe das nicht, droht die Firma an, gehe ein Röhrenauftrag im Wert von mehreren hundert Millionen Kronen an einen anderen Anbieter.

Mannesmann hatte in den letzten Jahren gute Geschäfte mit der norwegischen Ölindustrie gemacht und Röhren für die Ölförderung in der Nordsee im Wert von dreistelligen Millionenbeträgen geliefert – bis im August die Schmiergeldaffäre ans Licht kam und sich die übereifrigen Mannesmänner in norwegischer Untersuchungshaft wiederfanden.

Die Bestechungssummen sollen nach den bisherigen Ermittlungen der norwegischen Polizei die Gegenleistung für Industriespionage bei Statoil gewesen sein: Technische Details und Informationen über die Verhandlungstaktik von Statoil bei Geschäftsabschlüssen waren die Ware, für die sich die jetzt entlassenen Mannesmann- Männer – und vermutlich nicht nur diese – brennend interessiert haben sollen. Reinhard Wolff