Gonzalo Guzmann kam gar nicht gut an

■ Rund 15.000 bei „Ergänzungsdemo“ gegen Ausländerfeindlichkeit am Mittwoch

Berlin. Zu Beginn der Demonstration für den Erhalt des Asylrechtsartikels im Grundgesetz am Mittwoch abend wußten viele Teilnehmer nicht, ob sie lieber den Regenschirm aufklappen oder die Transparente entrollen sollten. Aber der Himmel war ihnen gnädig. Als sich am Mehringdamm im Westen und am Rosa-Luxemburg- Platz im Osten endlich die Züge formierten, um geeint im Sinn, aber getrennt im Schritt zum August-Bebel-Platz zu ziehen, hörte es auf zu gießen. Und so wurde die von den Veranstaltern als „Ergänzungsdemonstration“ zur Großveranstaltung am 8. November apostrophierte Manifestation doch noch zu einem Ereignis. Und dies trotz des massiven Polizeiaufgebotes, die mitten im abendlichen Rush-hour-Fußgängerverkehr völlig unbeteiligte Passanten rabiat filzte.

Etwa 15.000 (die Polizei schätzte ihre Zahl auf 8.000, die Veranstalter sprachen von 18.000 Teilnehmern) Menschen folgten dem Aufruf diverser Flüchtlingsorganisationen, Gewerkschafts- Jugendgruppen, Antifas, der PDS, Alternative Liste und dem Neuen Forum, gegen die „rassistische Asyldebatte“ auf die Straße zu gehen. „Fremdenhaß ist Menschenhaß“, „Asyl-Ursachen bekämpfen, nicht Asylbewerber“ und „Wehret den Anfängen“ war auf vielen Transparenten zu lesen.

Am westlichen Zug beteiligten sich viele Ausländer, am östlichen auffallend viele ältere Menschen, von denen eine ganze Reihe in Anspielung auf ein verbreitetes Schimpfwort rote Socken am Mantelrevers trugen. Diese Selbstironie fehlte im Westen völlig. Dort war es laut. Am lautesten die Spartakisten, die türkischen Maoisten und ganz stalinistisch und aggressiv die Revolutionären Kommunisten. Sie trugen Fahnen und mannshohe Transparente mit dem Abbild des in Peru hinter Gittern einsitzenden „Leuchtender Pfad“- Killeranführers Gonzalo Guzmann. „Wieso schmeißt keiner die hier raus?“ fragte eine Punkfrau von der Antifa-Jugendgruppe „Edelweiß-Piraten“.

Am Kopf des Zuges hingegen ging es fröhlicher zu. Die demonstrationsgeübten Ramba-Zambas bliesen auf ihren Saxophonen mitreißend schrille Töne. Im Osten blieb es unmusikalisch. Dafür wurde vor Beginn der Kundgebung an der Humboldt-Universität eine Gedenktafel für die Opfer der rassistischen Gewalt von 1990 bis 1992 angebracht. Auch die Namen von Antonio Amadeu, Mete Eksi und Jorge Gommondai sind nun dort zu lesen.

Zur Abschlußkundgebung kritisierten alle der zahlreichen Redner die Pläne der Bundesregierung, die Einreise von Asylbewerbern künftig zu erschweren. Es sei „politische Doppelmoral“ und „Heuchelei“, wenn die Regierung auf der einen Seite propagiere, „das Boot ist voll“, und auf der anderen Seite Angriffe aus Asylbewerber beklage. Beate Klarsfeld verglich die seit dem 1. November durch ein Abkommen mit Rumänien geregelte Abschiebung der Roma- Flüchtlinge in dieses Land mit der Deportation von Juden in die Konzentrationslager. Die Vergangenheit verpflichte Deutschland, sich „groß und menschlich“ zu zeigen. Das Geld sei dafür da, „aber es fehle die Seele“. Anita Kugler