Zum Senator in die Sprechstunde

■ Manfred Erhardt spricht mit Sozialpädagogik-StudentInnen über Ausbildungsmisere/ Studis: „Nichts herausgekommen“

Berlin. Der Wissenschaftssenator will seine Politik künftig offenbar in Sprechstunden vermitteln. Gestern empfing Manfred Erhardt (CDU) gleich an zwei Terminen StudentInnen und ProfessorInnen der sozialpädagogischen Studiengänge von FU und TU. Das einzige konkrete Zugeständnis von Erhardt: Er werde sich mit den VertreterInnen jedes einzelnen Fachbereichs der Unis persönlich in seinem Hause besprechen, wenn dies gewünscht werde.

Erhardt hatte seine Gesprächsbereitschaft auf studentischen Protest hin erklärt. 200 Studierende der Sozialpädagogik hatten an der FU eine Sitzung des Fachbereichsrates „gesprengt“, um auf die miserablen Studienbedingungen aufmerksam zu machen. Wenige Tage später demonstrierten FU- und TU-StudentInnen vor dem Amtssitz des Senators.

Die SozialpädagogInnen der FU verließen die zweistündige morgendliche Session einigermaßen beruhigt. Die FU legt eine im Juli freigewordene C-4-Professur nicht, wie ursprünglich geplant, auf Eis. Sie wird sofort neu ausgeschrieben und soll zusammen mit einer weiteren Stelle den Schwerpunkt Sozialpädagogik an der FU entlasten. Dort droht im kommenden Wintersemester 93/94 der endgültige Kollaps, weil sich von über 400 PädagogikstudentInnen im Grundstudium die Hälfte in diesem Bereich spezialisiert hat. Es stehen aber nur 35 Praktikumsplätze zur Verfügung. Die beiden Stellen werden die Lehre an der FU erst nächstes Jahr entlasten. Die aktuelle Misere beheben sie nicht. Die Sozialpädagogik der FU ist so stark frequentiert, weil dort eine Spezialisierung zum Einzelfallbetreuer möglich ist.

Im Gespräch mit den Studis bot Manfred Erhardt gestern an, „Fachbereich für Fachbereich“ anzuhören. Auf dem Hochschultag der FU am 2. Dezember will er außerdem seine Hochschulpolitik der universitären Öffentlichkeit darstellen. Diese Vorschläge habe Erhardt auch ihnen gemacht, berichteten gestern StudentInnen der Technischen Universität. Sie waren ab Mittag für zwei Stunden mit Erhardt, seinem Staatssekretär und der Uni-Leitung zusammengesessen. „Da ist nichts dabei rumgekommen“, mokierte sich der Student Stefan Beckmann.

Der Asta der FU bezeichnete die Sprechstunden als Feilschen zwischen Senator und Uni-Leitung. Beide Seiten hätten aber kein Konzept, den zur Zeit immatrikulierten StudentInnen ein ordnungsgemäßes, qualitativ gutes Studium zu garantieren. cif