Trauer unter US-Demokraten

New York (dpa/taz) – Er war eine niemals versiegende Quelle des Frohsinns, auch wenn zahllose Amerikaner echte Angst vor ihm hatten: Vizepräsident Dan Quayle, der laut Verfassung beim Tode von George Bush automatisch Präsident geworden wäre, hat mit zahllosen emphatisch vorgetragenen Fehlformulierungen für bitteren Spott gesorgt. Für kompetent hielten ihn nur wenige. „Wenn Bush erschossen wird, haben die Sicherheitsleute Befehl, Quayle auch zu erschießen“, war einer der ersten Witze über den Vize. Jetzt allerdings haben auch viele siegreiche Demokraten Anlaß, den Abgang zu betrauern – denn mit Quayle hört auch das Quayle Quarterly auf zu existieren. Die kleine Vierteljahreszeitschrift mit News über das, was sich der zweithöchste Politiker des Landes im letzten Quartal so alles geleistet hat, soll nur noch einmal erscheinen. Schwerpunkt der zwölften und letzten Ausgabe soll die Jobsuche für Dan sein. Ob sich Al Gore, Amerikas neuer Vize, die Titelrechte sichern konnte, war bis Redaktionsschluß nicht zu klären.

Der Einfluß des Blattes, das von dem in Bridgeport bei New York lebenden Ehepaar Deborah Werksman und Jeffrey Yoder herausgegeben wird, ging weit über seine Auflage von rund 16.000 Exemplaren hinaus. Rund 20 Seiten dick, auf einem Desktop-Computer hergestellt, wurde es für 3,95 Dollar pro Exemplar verkauft. Yoder ist ebenso wie seine Frau entschlossen, das Quayle Quarterly sofort wieder auferstehen zu lassen, wenn es in vier Jahren gegen alle Erwartungen einen Präsidenten Quayle geben sollte. „Das kann passieren, aber eigentlich nur, wenn Sinead O‘Connor gleichzeitig zum Papst gewählt wird“, sagt einer der TV-Komödianten, die ihre Anregungen oft aus dem Quarterly bezogen.