■ Die Mars GmbH präsentierte eine neue „Xocolatl“
: Die Kö in Kalorienbombenstimmung

Düsseldorf (taz) – „Wir laden Sie heute abend ein, uns in eine Welt des Genusses zu folgen“, ließ der Gastgeber auf Büttenpapier, nett von einer braunen Kordel zusammengehalten, wissen. Da war er bei den rund zweihundert handverlesenen Düsseldorfern gerade an den Richtigen. Jungdynamische und Altvordere, Jetsetter und Sonnenbänkler, Makler, Makellose und Mumien aller Schattierungen schienen nur darauf gewartet zu haben, sich am Dienstag abend vergangener Woche im Marmor & Messing-Gehege der Kö-Galerie verwöhnen zu lassen.

Es ging schlicht um ein paar neue Pralinen des Schoko-Multis Mars GmbH mit Sitz in Viersen. Doch der urbane Genußmensch von heute möchte Kulinarisches nicht ohne Kulturelles. So bekam denn die hochmotivierte Gästeschar nichts Geringeres geboten als das „Maogany-Epos – eine Genesis in sechs Bildern“. Maogany, so nennt die Firma, geschickt zwischen Maoam, Mahagonny und Origami tänzelnd, besagte neue Edelschmäckerchen. Zu den Klängen eines Electronic-Drummers, er hatte auch fleißig Urwaldstimmen und Indioflöten gespeichert, pinselte ein Aktionskünstler – wahrhaftig als „der schnellste Maler der Welt“ angekündigt – notdürftige Impressionen auf große Leinwände, die dann jeweils, noch farbtriefend, unter allgemeinem Hallo die Empore hochgehievt wurden.

Ein junger Mars-Mensch übernahm es persönlich, uns die Saga von der Kakaopflanze zu berichten, welche die Azteken als Göttergeschenk verehrten und woraus sie den Trank Xocolatl brauten, den dann die Spanier nach Europa brachten, streng auf das Produktionsgeheimnis bedacht, von Schmugglern und Piraten hart bedrängt, und irgendwann muß dann auch die Mars GmbH am Äquator aufgetaucht sein, so genau mochte das der PR-Sprecher nicht ausführen, bis schließlich den ausbufften Geschmackskünstlern im Mars- Labor die einmalige Kakaomischung für Maogany gelang. Der Schnellmaler hat den Pinsel aus der Hand gelegt, monochrom schokoladenbraun, mit genialisch eingesprengten Werbeplakatfetzen, prangt die letze Leinwand (Titel: Genuß), Ma-o-ga-ny intonieren noch immer in fernöstlich angehauchter Melodei die gesampelten Computerstimmen. Applaus, Blackout, gegenüber setzt jetzt dramatisches Lichtgewitter ein, Kunstnebel wallt, der Showdown ist da, der dialektische Umschlag vom Kulturellen ins Kulinarische erfüllt sich: Hostessen schreiten mit vollen Tabletts die Freitreppe hinab, wir dürfen wählen zwischen Täfelchen, Trüffel und Praline, zwischen Vollmilch und Edelherb, Champagne und Whisky, Mandel Nougat und Vienna Crunch. Unermüdlich schenken auch die diensthabenden guten Gastronomiegeister vom Spitzengewächs nach. „Alle machen satt. Mövenpick macht glücklich“, steht auf ihren Sweatshirts. Und in der Tat, das Glück steht jetzt den Partygästen endgültig in ihre kostbaren Gesichter geschrieben. Noch ein Trüffel „Soleado de Caobas“ gefällig? Xocolatl, Xocolatl, wenn das die Azteken erleben könnten. Olaf Cless