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GAL: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg?

■ Mitgliederversammlung beschloß, sich ein Regierungsprogramm zu basteln / Für den Tag X will man gut gerüstet sein

zu basteln / Für den Tag X will man gut gerüstet sein

Der Wille zur Macht wird nicht mehr in Frage gestellt. Die Realo- Wende der GAL ist erst eineinhalb Jahre alt, doch schon diskutiert Hamburgs einst alternative Partei lieber den Weg zur Macht. Und dieser Pfad soll im kommenden Jahr mit einem Programm ausgeschildert werden. Das war gestern nachmittag bei der Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Wilhelmsburg (fast) unumstritten.

Umstritten war unter den rund 100 erschienenen Mitgliedern allerdings, ob man diese Programmarbeit auch gleich unter dem Titel „Grünes Regierungsprogramm“ stellen dürfe, oder ob man das „Regierungs-“ zunächst einmal wegläßt. Krista Sager, (weiblicher Kandidat Nr. 1 für einen Senatorenposten) plädierte für ein gezieltes Weglassen des demonstrativen Machtanspruches. Aus strategischen, aber auch aus prinzipiellen Gründen. Die Fraktionschefin verspürte offenbar wenig Lust, sich für den Rest der Legislaturperiode an einem Programm messen zu lassen, das wegen mangelnder Aussicht auf absolute Mehrheiten ohnehin wenig Chancen auf eine Umsetzung hat.

Bürgerschaftsneuling Peter Zamory (bisher kein Senatoren-Kandidat) war da sorgloser. Er wollte nicht nur ein Regierungsprogramm zu Papier bringen, sondern auch gleich hinzufügen „was ein grüner Senator in den ersten 100 Tagen“ tun würde. Natürlich versäumte er aber auch nicht den Hinweis, daß der Begriff „Regierungsprogramm“ zum Teil provokant, zum Teil auch ironisch, aber nur ein bißchen ernst gemeint sei.

Martin Schmidt, männlicher Kandidat Nr. 1 für einen Senatorenposten, und „Regierungsprogramm“- Befürworter weidete sich auch an der ironischen Zuspitzung des Realo-Kampfbegriffs. Teilte im selben Atemzug jedoch mit, warum ein solches Regierungsprogramm dringend notwendig sei. Habe man nämlich am „Tag X“ nichts konkretes in der Hand, drohe jedem grünen Senator das Traute-Müller-Syndrom: „Täglich neue Ideen, aber niemals etwas zustande bringen.“

Daß die GAL das besser macht, soll nun in neun Workshops bewiesen werden, in denen das (Regierungs-)Programm erarbeitet werden soll. Klappt's nicht, kann die GAL von den Amis abkupfern: „Clinton, der hat auch nicht gesagt, was er hinterher macht.“

Mit den Landesvorstandswahlen tat sich die Versammlung jedoch wieder schwer: Für die vier offenen Frauenplätze mochte wieder keine Grüne kandidieren. Ein Mann ließ sich leichter finden: Er heißt Jörn Rieken. Uli Exner

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