„Casa Marzabotto“

■ Koschnick: Asylbewerber auch in 'bessere' Viertel

Ein kleines italienisches Häuschen hat eine Delegation aus der Gemeinde Marzabotto am Samstag in Vegesack eröffnet. Die „Casa Marzabotto“ auf dem Gelände des Lidice-Hauses trägt den Namen eines Kindes, das SS-Schergen 1944 bei einem Massaker in der Gemeinde Marzabotto ermordeten: Franco Paselli. Mit dem Haus hat die langjährige Freundschaft zwischen der Märtyrerstadt Marzabotto und Vegesack eine eigene Begegnungsstätte bekommen.

Drumrum gab's viel Feierlichkeit und politische Diskussion um Deutsche und Fremde. Auch Altbürgermeister Hans Koschnick erwies den italienischen Gästen die Ehre und empfahl gegen die Fremdenfeindlichkeit, ZuwanderInnen auch in den „besseren“ Stadtteilen Bremens anzusiedeln.

Fremdenfeindlichkeit ist nicht allein ein deutsches Problem, sagt Dante Cruicchi, der ehemalige Bürgermeister von Marzabotto, heute Präsident der Weltunion der Städte für den Frieden. Gegen Rassismus und Haß wollen er und seine Union „den Kontakt von Mensch zu Mensch fördern und so eine neue Welt des Friedens aus Kraft und Verstand bauen.“ Ein Haus wie die Casa Marzabotto soll dazu beitragen. Vor allem jetzt, da andere Länder in Europa schon wieder Angst hätten vor Deutschland.

Die Aufnahme von Flüchtlingen „kostet Geld“, stellt der Präsident fest. Geld, das er aus den Militärhaushalten abziehen möchte: „Nur zehn Prozent weniger Geld für die Rüstung“, fordert der Präsident, um damit das Leben der EmigrantInnen zu verbessern. Freiwillige sucht er für die Friedensarbeit, um den „Krebs dieser Welt“, Waffen und Krieg, zu bekämpfen.

1986 begann die Freundschaft zwischen Vegesack und Marzabotto mit dem Besuch einer italienischen Delegation. Inzwischen gibt es regelmäßige Camps italienischer Familien in Vegesack und umgekehrt. Gerd Meyer, der Leiter des Bürgerhauses: „Das alles soll von den Leuten selbst kommen, das Bürgerhaus will sich da mehr und mehr zurückziehen.“ dir/ubu