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: Schicksal: Nicht denkmalsreif

Die Reportage, ZDF, Freitag, 21.20 Uhr

„Schafft die Helden auf den Müll“ so lautete der reißerische Titel der ZDF-Reportage über das „Schicksal“ sozialistischer Denkmäler in der früheren DDR. Es war nur eine schlechte Zustandsbeschreibung.

Die Interviews mit Passanten vor Denkmälern und Gedenkstätten sagten kaum etwas aus über den politischen Umgang mit den Objekten und über den heutigen Stand der Diskussion. Ausgeblendet blieben neue Umgangsformen, wie etwa die künstlerische Konfrontation mit „Gegendenkmälern“ oder die Ergänzung der Monumente durch historische Dokumentationen und Ausstellungen. Es fehlte auch ein Hinweis auf den zwar mehr oder minder fehlgeschlagenen, aber interessanten Berliner Versuch, mittels einer Fachkommission zu verhindern, daß die Politiker nach ihren bloßen Vorlieben Denkmäler aus dem Stadtraum entfernen.

Statt sorgsam zu differenzieren faßten die Autoren Carl- Ludwig Päschke und Jürgen Vogt alle Denkmalgruppen unter dem Schlagwort „Heldendenkmäler“ zusammen, was eine allgemeine Verfügbarkeit über die Objekte suggerierte. So stehen etwa die sowjetischen Ehrenmäler als Soldatenfriedhöfe unter dem Schutz der Genfer Konventionen und somit gar nicht zur Debatte.

Auf ihrer „Reise zu den Denkmälern“ begegnen die Autoren Kindern, die das Berliner Lenindenkmal am liebsten hätten stehen lassen, Bundeswehrsoldaten, die „aus taktischen Gründen“ das Ehrenmal Seelower Höhen besuchen, eine Souvenirverkäuferin in Chemnitz, die gerne wieder Büsten von Karl Marx verkaufen würde. In Buchenwald trafen die ZDF-Reporter Schüler, die auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers ihren Wunsch nach einem „nationalsozialistischen Staat“ äußerten — dann sei doch alles ordentlicher und alle hätten Arbeit. Ziemlich instinktlos, wie hier mit den Schülern diskutiert wurde, ob sie nun nur ein bißchen oder doch ein bißchen mehr Neo-Nazis seien.

Keine denkmalsreife Leistung, schade um die Sendezeit. Jacob Fontaine