Alter schützt vor Arbeit nicht

■ Senioren-Experten-Service: Fachkundige RentnerInnen unterstützen Betriebe im Ausland

: Fachkundige RentnerInnen unterstützen Betriebe im Ausland

„60 Jahre und kein bißchen weise“, so der Refrain eines deutschen Schlagers. Sollte dieses Lied auch auf die RentnerInnen des „Senior Experten Service“ (SES) zutreffen? Denn anstatt nach einem harten Arbeitsleben endlich die Füße hochzulegen, engagieren sich dort über 2000 PensionärInnen für ein Taschengeld.

Doch nicht aus Torheit: Sie wollen ihre in langen Jahren erworbenen Fachkenntnisse kleinen und mittleren Betrieben in Osteuropa und den sogenannten Entwicklungs- Ländern zur Verfügung stellen.

So zum Beispiel Werner Imlau: Der ehemalige Regionaldirektor einer Schiffsfarbenfabrik ist Jahrgang 1924. In seinem Job hat er Auslandserfahrung erworben und qualifizierte sich im Management, Marketing, Werbung und Vertrieb. Für den SES absolvierte Imlau schon mehrere Einsätze. Zweimal war er bereits in Sachsen bei einer Waagenfabrik, die nur noch geringe Marktchancen hatte. Imlau half dabei, das Unternehmen umzustrukturieren und schaffte neue Absatzmärkte. So konnte er in diesem Jahr schließlich doch das 120jährige Jubiläum des sächsischen Unternehmens miterleben. „Das war ein schönes Gefühl“, freut er sich.

Der SES ist seit kurzer Zeit auch in Hamburg ansässig. In Deutschland hat er mittlerweile schon 15 Büros. Von dort aus vermittelte die gemeinnützige Gesellschaft seit 1983 über 2000 Experten in fast 100 Länder der Erde. Aufwarten kann der SES mit SeniorInnen aus nahezu allen Berufssparten: Finanzwesen und Management, Maschinenbau, Schiffahrt und Schiffbau, Elektrotechnik.

Die Arbeit der engagierten PensionärInnen reicht von praktischer Anleitung des Personals bis zur Erarbeitung von Richtlinien für Produktplanung, Marketing, Finanzierung und Erfolgskontrolle. Doch ihr Einsatz ist zeitlich begrenzt: Er dauert im Schnitt zwei bis maximal sechs Monate. Anreise, Unterkunft und Verpflegung werden in der Regel von dem Unternehmen bezahlt, das die Leistung eines Senioren- Experten benötigt. Auch die Deutsche Wirtschaft beteiligt an den entstehenden Kosten. Die Kontakte zu Unternehmen, die Unterstützung suchen, knüpft der SES über Auslandshandelskammern und Botschaften.

Werner Imlaus nächster Einsatzort wird übrigens Minsk in Weißrußland sein. Dort soll er helfen, eine Fabrik aufzubauen, die Babynahrung für Kinder von Tschernobyl herstellen will. „Denn mit Geld allein sind die Probleme in Osteuropa und den Entwicklungsländern nicht zu lösen“, mahnte Rudolf Schuster, Geschäftsführer des SES- Bonn. Andrew Ruch

SES-Hamburg: Magdalenenstraße 22, Hamburg 13, Tel: 417155.