: Umwandlungskarussell dreht sich weiter
■ Geheim-Listen beweisen: Allein in Eimsbüttel und Mitte wird die Umwandlung von 1500 Wohnungen in Privateigentum vorbereitet / Auch dabei: Michael Herrmann, Ex-GAL-Abgeordneter / ...
: Allein in Eimsbüttel und Mitte wird die Umwandlung von 1500 Wohnungen in Privateigentum vorbereitet / Nicht nur professionelle Immobilienhändler, auch Michael Herrmann, Ex-GAL-Bürgerschaftsabgeordneter, ist dabei / Abgeschlossenheitsanträge liegen in den Behörden noch auf Eis
Eimsbüttel bleibt weiter Hamburgs Spekulantenparadies Nummer eins — 1050 Wohnungen sind allein hier von der Umwandlung bedroht. Nachdem die Wohnungseigentümer zwischen Juli und September bereits für 863 Wohnungen Abgeschlossenheitsbescheinigungen beantragten, kamen im Oktober noch einmal 287 dazu.
Besonders aktive Umwandler sind die Adolf-Haueisen-Immobiliengesellschaft und Kai Wünsches Bauverein, der erstmals auch in Eimsbüttel die Umwandlungsvoraussetzung für 97 Wohnungen in der
Methfesselstraße und im Stellinger Weg schaffen will. Erstmals unter den Antragstellern: Jörg Nelte, einer der größten Immobilienhändler der Hansestadt, der die heißbegehrte Bescheinigung für 122 Wohnungen im Braußpark 7-11 in Hamm beantragt hat.
Doch es sind nicht nur Hamburgs Großspekulanten, die sich den Umwandlungs-Freibrief besorgen wollen. So findet sich auf der Liste der Umwandler auch der ehemalige GAL-Bürgerschaftsabgeordnete und Hafenstraßen-Aktivist Michael Herrmann. Der Sozialarbeiter
nennt vier Wohnungen in der Erichstraße 36 (St.Pauli) sein eigen, beantragte für zwei davon bei der zuständigen Bauprüfabteilung die Abgeschlossenheitserklärung.
Seine Begründung für diesen Schritt: „Ich will zwei Wohnungen zusammenlegen und an eine Bekannte verkaufen, die von einer Eigenbedarfskündigung bedroht ist.“ Mit dem Geld will Herrmann nach eigenen Angaben das denkmalgeschützte und nach mehreren Bränden unbewohnbare Haus sanieren, um die anderen zwei Wohnungen billig zu vermieten. „Die Alternative“, so der frühere Abgeordnete, „wäre der Abriß des vor 170 Jahren gebauten Gebäudes.“
Doch werden Michael Hermann, Kai Wünsche, Jörg Nelte noch etwas warten müssen, bis sie die beantragten Abgeschlossenheitserklärungen in den Händen halten. Die schriftliche Begründung des Ende Juni ergangenen Urteils des Bundesgerichtshofes, das die Umwandlungswelle in Gang gebracht hat, liegt den Hamburger Bauprüfern noch immer nicht vor. Über die sich stapelnden Abgeschlossenheitsanträge wird deshalb zur Zeit noch nicht endgültig entschieden — eine letzte Schonfrist für alle von der Umwandlung bedrohten Mieter. Marco Carini
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