Wolgawelle&Wärmetauscher

■ Wie ein Satellitenradio sich auf die Langwelle mogelte

Der kommerzielle Sender Radioropa-Info wurde im Oktober 1990 über Satellit gestartet. Doch seit seit Mai 1992 ist der Sender aus dem Eifelstädtchen Daun auch im nahezu gesamten Mitteleuropa auf der Langwellenfrequenz 261 KHz zu hören. Mittlerweile hat der Sender zwölf Stunden belegt, die restliche Zeit des Tages bestreitet weiterhin Radio Wolga, die Radiostation der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte, mit Studio in Potsdam und Sendeanlagen in Burg bei Magdeburg.

Und das kam so: Nachdem mehrere Versuche fehlgeschlagen waren, in verschiedenen Teilen Deutschlands Lizenzen zur Ausstrahlung ihres 24-Stunden-Nachrichtenprogramms zu bekommen, verfielen die MacherInnen aus der Eifel auf die Idee, „mal Radio Wolga anzuklopfen“. Der GUS- Sender erklärte sich tatsächlich bereit, Sendezeiten zu vermieten. Und Radioropa-Info konnte damit versuchen, sein größtes Handicap zu überwinden: als Satellitenradiosender nur einem kleinen Teil der potentiellen HörerInnen zugänglich zu sein. Schließlich gibt es noch eine ganze Menge Radios mit Langwelle.

Ohne Abstimmung auf internationalen Wellenkonferenzen war es dem Privatsender gelungen, auf die terrestrischen Wellen zu gelangen. Ärger gab es gleich nach dem Start. Die Landesmedienanstalt Sachsen-Anhalt drohte im Juni mit Abschaltung. Daraus wurde nichts, denn die Frequenz steht 24 Stunden täglich den GUS-Streitkräften zur Verfügung, solange sie im Lande sind – bis 1995.

Das Programm von Radioropa bringt rund um die Uhr Nachrichten sowie Kommentare und Berichte, für die Übernahmeverträge mit den deutschen Programmen der BBC London und Radio Schweden bestehen. Dadurch hebt sich das Programm wohltuend von den meisten flachfunkenden kommerziellen Stationen ab. Wird einmal nicht geredet, gibt es Pop- und Rockmusik der letzten 30 Jahre, eine Freude für Oldie-Fans. Der Sender kann es durchaus mit dem Deutschlandfunk, der BBC oder den verschiedenen Info-Wellen der ARD aufnehmen. Die Werbung des Senders ist allerdings wohl die skurrilste, die ein deutscher Sender bietet. Es ist fast ausschließlich Eigenwerbung der Technisat-Gruppe aus Daun/Eifel.

Das verwundert nur auf den ersten Blick. Radioropa-Info gehört zu diesem Kleinkonzern, der Satelliten-Empfangsschüsseln, Satellitenradios, Telefaxgeräte und anderes herstellt. Die Eigenwerbung bringt dem Sender wenigstens etwas Geld aufs Konto. Wer also nahtlose Wärmetauscherrohre oder Spezialrohre zur Automobilproduktion benötigt, der höre die Radioropa-Info-Werbung und schreibe sich Telefon- und Telefaxnummer mit.

Die Radioropa-Frequenzen: auf der Langwelle 261 KHz zwölf Stunden täglich, verteilt über den Tag im Wechsel mit dem Programm von Radio Wolga; über die Satelliten AstraA und DFS Kopernikus 1; in den Kabelnetzen (Berlin zum Beispiel 93,2 MHz); im Raum Mainz/Wiesbaden auf der UKW-Frequenz 105,2 MHz. Jürgen Karwelat