Asyl auf dem Campus?

PädagogInnen diskutieren Einrichtung von  ■ Notunterkünften

Werden freie Flächen auf dem Uni-Campus bald für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt? Noch ist es nur eine Idee, was Studierende und Lehrende am Fachbereich Erziehungswissenschaften zur Zeit diskutieren. Auf einem eigens anberaumten „Aktionstag“ berieten sie am Montag abend über Für und Wider solcher Unterkünfte auf dem Uni-Glände.

Einen entsprechenden Vorschlag hatten einige DozentInnen bereits Ende September im Fachbereichsrat vorgebracht — als „notwendige Nachbarschaftshilfe“ und eindeutiges Bekenntnis gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhaß.

Von Euphorie im Fachbereich kann indes nicht die Rede sein. Viele PädagogInnen signalisieren zwar vorsichtige Zustimmung, doch über die Durchführbarkeit des Vorhabens herrscht Uneinigkeit. „Wir können nicht einfach die Faust recken und los“, meint selbst Dr. Wolfram Weiße, der als Pädagogikdozent zu den InitiatorInnen des Projekts zählt.

Nur in einem Punkt herrscht bisher Übereinstimmung: Die berüchtigten Wohncontainer sollen auf keinen Fall aufgestellt werden. Denkbar sei vielmehr die Errichtung von Pavillons, so Weiße, etwa in Nachbarschaft zum ehemaligen Standort der Synagoge am Josef- Carlebach-Platz.

Kritik verlautete bereits aus den Reihen der Fachbereichs-Antifa- Gruppe, die in einem Flugblatt davor warnte, sich für eine verfehlte staatliche Flüchtlingspolitik mißbrauchen zu lassen. Kann der Campus überhaupt menschenwürdigen Lebens- und Wohnraum bieten, so die Frage, oder ist vielmehr ein „Zoo-Effekt“ zu befürchten?

Die BefürworterInnen hingegen verweisen auf die zentrale Lage des Geländes und die bestehende Infrastruktur. Angesichts der katastrophalen Unterbringungssituation von Flüchtlingen in Wohnschiffen und Stundenhotels schneide der Campus noch vergleichsweise gut ab. „Es liegt an uns, Sprachkurse für Flüchtlinge und Hilfe bei Behördengängen anzubieten“, hieß es während des „Aktionstages“.

Für Zündstoff sorgte die Frage, ob diese Betreuung von Flüchtlingen in den Lehrbetrieb eingebunden werden könnte. Die InitiatorInnen wünschen sich zwar eine Reflexion des Projekts im Studium, widersprachen aber bereits Befürchtungen, die Flüchtlinge würden „auf den Seziertisch gelegt, um unsere pädagogischen Fähigkeiten auszutesten“.

Bis auf weiteres sollen Arbeitsgruppen mehr Klarheit darüber verschaffen, ob und wie das Projekt realisierbar ist. Uli Mendgen