Riesen-Rüstungsauftrag für STN

■ Neue Aufklärungsdrone geplant / 216 Mio Mark für die Entwicklung

Der Abschluß eines 216 Mio Mark schweren Rüstungsauftrages für die zum Bremer Vulkan gehörende System Technik Nord (STN) steht nach Angaben von STN unmittelbar bevor. Das sagte gestern die Sprecherin der Firma, Renate Hahne. Seit einer Woche arbeiten Juristen in Paris an der Formulierung eines Staatsvertrages zwischen Frankreich und Deutschland für die Entwicklung und Produktion der Waffe. STN will gemeinsam mit der französischen Rüstungsfirma Matra die Aufklärungsdrohne „Brevel“ entwickeln und dann produzieren. Beide Firmen haben mittlerweile die Firma „Eurodrone“ mit Sitz in Paris gegründet.

Bei dem Rüstungsprojekt geht es um die Entwicklung eines hochmodernen unbemannten Aufklärungssystems. Die „Brevel“, so STN in einem Werbeprospekt, ist das „Auge der Artillerie“. Konzipiert wurde die „Brevel“ in der Zeit des kalten Krieges für die Gefechtsfeldbeobachtung in dem Gebiet der damaligen DDR.

Noch im Juni hatten SPD-Mitglieder im Verteidigungsausschuß ihre Zustimmung für den Entwicklungsauftrag für STN mit dem Argument abgelehnt, daß das teure System nach Ende des kalten Krieges möglicherweise militärisch nicht mehr zu rechtfertigen sei. Doch nachdem der einflußreiche Bremer Altbürgermeister Hans Koschnick als Lobbyist für STN tätig geworden war, stimmte der Haushaltsausschuß zu.

Für das Überleben der System Technik Nord ist der jetzt vor seinem Abschluß stehende Auftrag wichtig. Bis 1995 erhalten dann die Bremer 216 Mio Mark für die Entwicklung, danach eine noch nicht bekannte Summe für die Produktion aus dem Haushalt des Verteidigungsministeriums. Die Beschaffungsplanung sieht, so Bernd Wilz, parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, acht Systeme für die Bundeswehr und fünf für die französische Armee vor.

Unklar bleibt, ob die „Brevel“ auch in Länder der 3. Welt exportiert werden wird. Aus internen Firmenunterlagen geht hervor, daß ein Interesse an der Entwicklung einer Exportversion des Systems besteht. Mögliche Interessenten: Algerien, Pakistan, Thailand.

Uta Zapf, SPD-Mitglied im Verteidigungsausschuß, will den bevorstehenden Vertrag noch einmal am Rande des Verteidigungsausschusses zur Sprache bringen. „Zu verhindern“, so Zapf, „ist da allerdings nichts mehr.“ Rainer Kahrs