Sündenbock gefunden: SFB ist schuld

■ SPD, CDU und AL kritisieren die Bilder von der Großdemo

Berlin. Politikerschelte für den SFB im Abgeordnetenhaus: Bei einer Pressekonferenz aller Fraktionsvorsitzenden mit Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) zeigten sich gestern die Vertreter von CDU, SPD und Bündnis 90/AL unzufrieden mit den Bildern, die das Fernsehen von der Großdemonstration am Sonntag übermittelt hatte.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky sagte in Anspielung auf eine ARD- Sendung vom Montag abend, in der Ignatz Bubis vom Zentralrat der Juden die Friedfertigkeit der Demonstration hervorgehoben hatte: „Ich hätte mir gewünscht, wenn ich solche Sendungen auch am Sonntag in der ARD gesehen hätte.“ Unterstützung erhielt er vom SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Ditmar Staffelt. In seiner Fraktion herrsche „einige Bestürzung“ darüber, wie „einseitig zum Teil die Berichterstattung gewesen ist“. Der SFB hätte „dem Land und der Stadt Berlin einen besseren Dienst erwiesen, wenn er nur mehr als die Vorkommnisse vor Ort gezeigt hätte“.

Auch die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/AL, Renate Künast, tadelte die TV-Berichterstattung. Ohne einen Sender namentlich zu nennen, erklärte sie, man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, „als ginge es im Kampf um Frequenzen inzwischen so weit, das chaotischste Bild zu zeigen“. Laurien verwies auf zahllose Bürger, die sich bei ihr beschwert hätten, daß nicht gezeigt worden sei, „was sie wahrgenommen haben“.

Ansonsten sparten die Parteienvertreter gestern nicht mit Lob gegenüber den Demo-Teilnehmern. Landowsky erklärte die Berliner kurzum zu „einer tollen Bevölkerung“. Keine andere deutsche Stadt habe bisher eine Demonstration solcher Größenordnung zustande gebracht. Eine Schuldzuweisung an die Polizei wegen der Eierwürfe wollte gestern niemand aussprechen. Nur die FDP-Landesvorsitzende Carola von Braun verlangte, der Innenausschuß solle sich mit der Demo befassen. Den Rücktritt von Innensenator Heckelmann (CDU) werde ihre Partei nicht fordern. sev