■ Der populäre Konzertführer
: Reggae, Gefühle, Hohner, Wurst

DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER

Reggae, Gefühle, Hohner, Wurst

Der gute alte Wolf „Im Schafspelz“ Maahn mahnt nicht mehr — so verspricht es jedenfalls seine Plattenfirma. „Liebeslieder statt Sozialprotest“, heißt es im Pressetext; der Liedermacher wurde generalüberholt und statt seines zugegeben recht penetranten WAAHNSINNs bringt er neuerdings „optimal Gefühle rüber“. Jetzt hat er sich also, wie es heißt, „geöffnet“, jetzt werden „die Liebe und das Leben gefeiert“, jetzt wird nur noch „Optimismus verstrahlt“. Seinen alten wackeren Mitkämpfern und Fans bleibt am Freitag (13.11.) um 20 Uhr im Modernes wohl nur noch ein schwacher Trost: für Wolf Maahn sind „Verliebte zugleich auch Anarchisten“.

Jazz/Fusion ist etwas aus der Mode gekommen, aber auch in diesem Genre gibt es noch angenehme Überraschungen. Die Gitarristin Susan Weinert spielt mit ihrer Band einen energischen Jazzrock, der so jung, gutgelaunt und locker klingt, daß einem diese Pfade plötzlich gar nicht mehr so ausgetreten vorkommen. Am Freitag (13.11.) tritt das Trio um 20 Uhr im Kito auf.

All jene, die in ihrer Kindheit Akkordeon spielen mußten, konnten einem bis vor kurzem nur leid tun, aber eine Französin hat aus der Not eine Tugend gemacht. Auch wenn Lydie Auvray in den letzten Jahren allzu rührig im Musikbetrieb mitmischte, etwa als Begleitmusikerin bei den Tourneen von Klaus Hoffmann, Hannes Wader und Senta Berger, bei den Platten von Stephan Remmler und den Rainbirds, oder als Pausenmusikantin bei diversen Talkshows, bleibt ihr doch das Verdienst, die Quetschkommode in ein halbwegs hippes Instrument verwandelt zu haben. Am Samstag (14.11.) wird sie mit den unverwüstlichen Auvrettes um 20 Uhr im Modernes kreolische Walzer und jazzige Musetten aus der fast 40 Kilo schweren Hohner quetschen.

Pop Will Eat Itself ist zugleich Name und Programm der britischen Band, die ohne Rücksicht auf Verluste und guten Geschmack alle Stilrichtungen der Popmusik zu schmuddeligen Dance—Mixturen verwurschtet. Die Rave-Band EMF hatte vor zwei Jahren mit „Unbelievable“ einen großen Hit. Am Dienstag (17.11.) um 20 Uhr werden beide Bands im Modernes in einem Doppelkonzert auftreten. Eine „wüste britische Gitarren-Pop-Rock-Orgie“ verspricht der Veranstalter. Die deutsche Band Helga Pictures gibt's als Vorspeise noch obendrauf. Hoffentlich überfrißt sich der Pop da nicht. Willy Taub