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■ Kurt Scheele: Holzschnitte

Kurt Scheele (1905–44), der lange von den Nazis weitgehend unbehelligt hatte arbeiten können, fiel kurz vor Kriegsbeginn in Ungnade. Die Arbeiten des Graphikers und Malers, der 1944 in russischer Gefangenschaft starb, sind nach mehr als 50 Jahren erstmals wieder in Berlin zu sehen.

Scheeles bevorzugte Technik war der Holzschnitt. Die Künstlergeneration vor ihm, allen voran die Mitglieder der „Brücke“, hatten dieser Technik zu allgemeinem Ansehen verholfen. Und obwohl Scheele Munch „anbetete“, in regem Kontakt stand mit Künstlern wie Nolde, Schmidt-Rottluff oder Ernst Barlach, fand er rasch zu einem eigenen, unverwechselbaren Stil. Seine während der Berliner Zeit von 1929–39 entstandenen Blätter haben nichts Expressionistisches mehr. Schon die Themen sind ganz andere. Scheele verlegte sich auf Genredarstellungen, die die Stimmung der zwanziger und frühen dreißiger Jahre in ähnlicher Weise atmen, wie es die Romane und Erzählungen Walter Serners tun. Manchmal scheint hinter den Szenen die Ahnung namenlosen Schreckens durch, Scheeles Unbekümmertheit wirkt brüchig. Sein Lieblingsthema ist das Masken- oder Faschingsbild: der Mensch in seiner Verkleidung als Harlekin oder Clown, schön, adrett und todernst. Was die Galerie Bodo Niemann zeigt, hat Museumsqualität: ein lohnender Überblick über das Gesamtwerk Scheeles oder vielmehr, was davon übrigblieb. Dessen größter Teil verbrannte 1943 bei einem Bombenangriff in seinem Wilmersdorfer Atelier. Ulrich Clewing

Galerie Bodo Niemann, Knesebeckstraße 30, bis zum 31.12., Di–Fr 12–18, Sa 11–14 Uhr.

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