„Bringen Sie nächstes Mal Ihre Bimbos mit“

■ Asylstelle Hohenschönhausen: Drei Wochen nach Öffnung herrscht Ruhe im Bezirk/ Rüder Ton im Umgang mit Klienten

Hohenschönhausen. Die Arbeit der neuen Asylstelle in Hohenschönhausen verläuft nach Einschätzung der Senatsinnenverwaltung problemlos. Zu den Dienstzeiten kommen nach Angaben von Innensenats-Pressesprecher Bernd Krziscik pro Tag im Durchschnitt 400 Asylbewerber in die Ferdinand-Schultze-Straße 55. Die Sicherheit der Asylstelle wird durch zusätzliche Wachpolizisten gewährleistet. Die vom Bezirksamt Hohenschönhausen und von verschiedenen Flüchtlingsorganisationen geforderte Wärmehalle ist durchgehend geöffnet, das Eingangstor zum Gelände der Asylstelle jedoch von 18 bis 6 Uhr geschlossen. Bei Bedarf werden Asylbewerber auch nachts in die Wärmehalle gelassen. Laut Innenverwaltung hat davon in den letzten zwei Wochen noch niemand Gebrauch gemacht.

Die Öffnungszeiten und der Weg zur Asylstelle werden den Asylbewerbern auf einem Flugblatt der Senatsinnenverwaltung mitgeteilt, dem ein U- und S-Bahn- Plan der BVG beigefügt ist, auf dem die Asylstelle und die günstigsten Verbindungen dorthin eingezeichnet sind. Der Ausländerbeauftragte von Hohenschönhausen, Diedrich Wulfert (parteilos), bezeichnete gegenüber der taz die Informationsblätter als dürftig. Er selbst würde damit den Weg zur Asylstelle nicht finden. Die Asylbewerber könnten nach seinen Beobachtungen nicht viel mit den „bunten BVG-Plänen“ anfangen und säßen meist orientierungslos in den Straßenbahnen. An der Straßenbahnhaltestelle, die der Asylstelle am nächsten liegt, fehlt immer noch ein Hinweisschild für den Weg in die Asylstelle.

Das einzige Telefon, das den Asylbewerbern in der Wärmehalle zur Verfügung steht, war nach Informationen Wulferts vom ersten Tag an kaputt. Er kritisierte außerdem den rüden Ton der Beamten im Umgang mit Asylbewerbern. Wulfert hat bei einem Besuch in der Asylstelle mitbekommen, wie eine Sachbearbeiterin einem Asylbewerber, der seine Kinder nicht dabeihatte, hinterherrief: „Das nächste Mal bringen Sie aber Ihre Bimbos mit.“ SOS-Rassismus hat in der Wärmehalle der Asylstelle einen Informationsstand für Asylbewerber eingerichtet, der ein halbes Jahr lang betreut werden soll.

Die Befürchtungen der Anwohner vor militanten Übergriffen auf die Asylstelle sowie vor „langen Schlangen“ von Asylbewerbern vor dem Eingangstor haben sich bisher noch nicht bewahrheitet. Laut einer Anwohnerin fahren regelmäßig Streifen- und Mannschaftswagen der Polizei durch die Ferdinand-Schultze-Straße. Von den Asylbewerbern bekomme sie nicht viel mit. Wenn sie aus der Straßenbahn steige, würde sie hin und wieder mal einer nach dem Weg fragen. Nach ihrer Meinung habe sich nicht viel in Hohenschönhausen verändert, seit die Asylstelle umgezogen ist. Martin Lange