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Neues Europa versammelt

■ Filmakademie nominiert die diesjährigen Felix-Kandidaten

„Mit einer gewissen Wehmut“ gab Marion Döring von der Europäischen Filmakademie auf einer Pressekonferenz am Dienstag bekannt, daß die Verleihung des „Felix“ im Dezember 1992 wohl zum letzten Mal in Babelsberg stattfinden wird. Der Berliner Senat hatte eine ursprünglich gegebene Zusage für die nächsten drei Jahre Förderung aus Haushaltsgründen wieder zurückgezogen. Ganze zwei Millionen weniger als im vergangenen Jahr wird die Veranstaltung im Marlene-Dietrich-Saal verprassen dürfen. Ein „Neues Europa“ der Filmschaffenden habe man versammelt, erklärte Frau Döring stolz. Heftige Diskussionen bei der Nominierung habe es speziell dann gegeben, wenn ein Regisseur geehrt werden sollte, der ohnehin schon auf Lorbeeren sitzt, berichtete Jury-Mitglied Vadim Glowna. Ein anderer Konfliktpunkt sei speziell in Zusammenhang mit den osteuropäischen Beiträgen aufgetreten, die sich, wie Glowna sagte, „hauptsächlich mit der kommunistischen Vergangenheit ihrer Länder oder mit dem Faschismus beschäftigen. Da war oft die Frage: Honoriert man das Anliegen, oder entscheidet man nach filmästhetischen Gesichtspunkten.“ Nominiert wurden – wen überrascht's – Kaurismäkis „La Vie de Boheme“, Leos Carax' „Les Amants du Pont-Neuf“ und Georgio Amelios „Il Ladro di Bambini“.

Bisher filmisch eine Terra incognita, entpuppen sich die baltischen Länder als Geheimtip des Jahres. Mit niedrigen Budgets entstanden dort merkwürdig stille, faszinierende Filme. Einer davon, „Trys Dienos“ von Sarunas Bartas aus Litauen wurde für den „Jungen Europäischen Filmpreis“ vorgeschlagen.

Auch Mercedes-Benz wird künftig ins Filmgeschäft einsteigen und vergibt einen mit 100.000 DM dotierten Förderpreis. „Arte“ unterstützt den Dokumentarfilm mit 50.000 DM.

Mit dem Filmpreis für ein Lebenswerk wird in diesem Jahr Billy Wilder, dessen Mauerkomödie „Eins, zwei, drei“ längst in die Annalen Berlins eingeschrieben ist. mn

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