„Extra Dry“ bald trockengelegt?

■ Zum fünfjährigen Jubiläum droht Frauenprojekt das Aus

Berlin. Grund zum Feiern hätten die Frauen des Cafés und Treffpunktes „Extra Dry“ genug. Begingen sie doch gestern ihr fünf- jähriges Jubiläum. Ausgelassene Stimmung kam trotz grellbunter alkoholfreier Cocktails und zahlreichen Gästinnen nicht auf. Kein Wunder, steht das ganze Projekt doch kurz vor dem Aus: Der neue Besitzer der Räume in der Mommsenstraße brachte zum Jubiläum die Kündigung zum Jahresende gleich mit.

„Extra Dry“ ist Mitglied im Verein suchtmittelabhängiger Frauen. Süchtige und nichtsüchtige Frauen können das Café als Treffpunkt nutzen, aber auch die vielfältigen Beratungs- und Hilfsangebote der Mitarbeiterinnen in Anspruch nehmen. Einzel- und Gruppentherapien werden angeboten, schulische und berufliche Beratung durchgeführt. Das Café steht in engem Kontakt zu verschiedenen Wohngemeinschaften für ehemals süchtige Frauen im Kiez, arrangiert kulturelle und politische Veranstaltungen. In seiner Konzeption ist „Extra Dry“ ein bundesweit einmaliges Nachsorgeprojekt. Die Finanzierung wird von den Senatsverwaltungen für Jugend und Familie und für Soziales getragen.

Nicht kampflos untergehen und Öffentlichkeit herstellen, so heißt die derzeitige Devise. Auf der anberaumten Pressekonferenz in den Räumen des Cafés fanden sich dann auch VertreterInnen des Senats und des Bezirkes ein. Der neue Eigentümer „ist ein sturer Bock“, so die Meinung der Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel. Sie hatte mehrmals versucht, mit ihm zu verhandeln. Wolfgang Penkert war ähnlich erfolglos. Man setzt darauf, daß es den Frauen und ihrer Rechtsanwältin gelingt, einen Aufschub der Räumung zu erwirken. Vorsorglich ist man auf der Suche nach neuen Räumen, doch das ist auch ein finanzielles Problem.

An den Stadtrand oder in östliche Bezirke will „Extra Dry“ nicht ausweichen. Die Nähe zur Klientel, die zentrale Lage, all das sei langsam gewachsen und kann nicht aufgegeben werden. Die Idee des Senats, „Extra Dry“ dem neuentstandenen Ostberliner Drogenprojekt „Stoffbruch“ anzugliedern, rief kaum Begeisterung hervor. Tanja Stidinger