Altes Produkt im neuen Mäntelchen

■ betr.: "Der Panda-Sticker reicht nicht aus", taz vom 2.11.92

betr.: „Der Panda-Sticker reicht nicht aus“, taz vom 2.11.92

Der Artikel von Ulla Küspert bleibt analysierend und neutral. Es wird auch nur die eine Seite der PR angesprochen, nämlich daß die Firmen, die zum Teil reale Verbesserungen in Richtung Umweltschutz unternommen haben, versuchen, daraus via Werbung Kapital zu schlagen. Uns fehlt bei dem Artikel die zweite Seite: Immer mehr Firmen versuchen mittels Öko-PR das alte Produkt im neuen Mäntelchen zu verkaufen. Dadurch wird vieles verwischt, nach dem Motto „Alle rede von Umweltschutz, aber keiner weiß mehr, was das ist.“

[...] Zum Beispiel: Tetra-Pak suggeriert durch penetrante Recyclingwerbung, das Recycling eines unsinnigen Produktes (Einwegverpackung) – unter wahnsinnigem technischem und energetischem Aufwand – in ein anderes unsinniges Produkt (Küchenpapier) sei umweltfreundlich. Pap- Star fordert sogar dazu auf, bei Straßenfesten Einweggeschirr zu verlangen. Denn nur Pap-Star-Geschirr könne uns vor der Salmonellengefahr bewahren, die allerorts von den Spülmobilen heraufbeschworen wird. Es werden keine Mittel gescheut, das ökologisch unsinnige Produkt am Markt zu halten. Opel schreckt sogar vor dem Faschismusvergleich nicht zurück, indem das Opelfahren als Widerstand gegen den ökologischen Holocaust dargestellt wird („Irgendwann fragen meine Kinder: Mama, welches Auto hast du damals gefahren?“).

Öko-PR ist also nicht nur ein neues Tätigkeitsfeld für Werbeagenturen und Wettbewerbsinstrument für die Industrie, sondern vor allem ein großangelegter Versuch zur allgemeinen Beruhigung und Volksverdummung. Susanne Charois,

Umweltzentrum Bielefeld