Journalistische Grundkenntnisse

■ Betr.: "Ein Pakt mit den HEW?", 2.11.92

Betr.: „Ein Pakt mit den HEW?“, 2.11.92

(...) So wie Journalisten zu Recht erwarten können, von Pressesprechern nicht belogen zu werden und sachlich, kompetent und zügig Informationen zu erhalten, so darf man von Journalisten erwarten, daß sie Berichterstattung und Kommentar zu trennen wissen und zumindest die Grundkenntnisse einer sorgfältigen Recherche beherrschen und praktizieren. Der angefügte Artikel mag — als Kommentar gekennzeichnet — diesen Kriterien vielleicht noch genügen, obwohl es schon verwunderlich ist, daß der Autor (zum wiederholten Male) es nicht einmal für nötig befunden hat, wenigstens bei der Stelle nachzufragen, über die er solche heftigen Vorwürfe zu publizieren gedenkt. Dies ist m.E. nicht in Ordnung, denn unabhängig vom Urteil über einen Kommentar, der ja tatsächlich zu solchen für ein Ministerium unerfreulichen Bewertungen kommen kann, ist der in der Justiz geltende Grundsatz, die andere Seite zu hören („Audiatur et altera pars“) ein guter Wegweiser auch für freien und professionellen Journalismus.

Insofern will ich es mir an dieser Stelle ersparen, nachträglich all die Unrichtigkeiten in diesem Artikel anzuführen oder zu kommentieren, und lediglich darauf hinweisen, daß die Behauptung, wonach Energieminister Jansen in einem „Pakt mit den HEW“ Sicherheitsanforderungen für Atomkraftwerke bewußt hinten anstellt oder ignoriert, falsch und empörend ist. Richtig ist, daß ungeachtet der politischen Position zur Nutzung der Kernenergie und der diesbezüglichen Aktivitäten in keinem Land eine striktere, sicherheitsorientiertere Aufsicht praktiziert wird als in Schleswig-Holstein, seitdem Energieminister Jansen hierfür die politische Verantwortung hat. (...) Ralf Stegner,

Pressesprecher des Ministers für Arbeit und Soziales, Jugend, Gesundheit und Energie des Landes Schleswig-Holstein