Mein kleiner grüner Kaktus...

■ 100 Jahre Deutsche Kakteengesellschaft / "Gäste und Pflanzen sind willkommen"

Mein kleiner grüner Kaktus...

100 Jahre Deutsche Kakteengesellschaft / „Gäste und Pflanzen sind willkommen“

Hege und Aufzucht der Sukkulenten will reflektiert seinFoto: Christoph Holzapfel

„Als wir hierherzogen — wir wohnen hier ja auf der Arberger Düne — war alles noch eine einzige Sandwüste. Die Sonne schien prall in die Südfenster hinein, und keine Blattpflanze konnte das ertragen. Da habe ich mir meine ersten Kakteen geholt und ins Fenster gestellt“, erzählt Helma Scholz. Das war vor gut 25 Jahren, und 1975 trat sie der Deutschen Kakteengesellschaft bei. Die Bremer Ortsgruppe hat 45 MitgliederInnen (“so Hälfte Frauen, Hälfte Männer“), das Durchschnittsalter liegt bei 40 bis 50 Jahren. Die KakteenfreundInnen treffen sich einmal im Monat, zu ihren Treffs sind „Gäste und Pflanzen jederzeit willkommen“, verspricht ihr Programm. Vorträge —mal mit, mal ohne Dias — und Fachsimpeleien wechseln sich ab: „Natürlich findet an jedem Gruppenabend ein reger Gedan

kenaustausch statt“, sagt Valentin, der durch seine Frau Helma Scholz zu den Kakteen gefunden hat, und nun seit langem den Vorsitzenden macht. Eine Kostprobe aus dem Vereinsheft zeigt, worüber: „Ich entdeckte die mir bis dahin unbekannten Arten der Caudexpflan

zen, und der Formenreichtum dieser seltsamen Sukkulenten erweckte mein Interesse. Ganz besonders angetan war ich von den kleinbleibenden, bonsaiähnlichen Arten wie Othonna clavifolia.“ Tips zur Hege und Aufzucht der stacheligen Gefährten dürfen natürlich nicht fehlen.

Wo die eine ihre zehn Kakteen auf dem Fensterbrett stehen hat, kann die andere gleich durch wahre Kakteen-Landschaften im eigenen Gewächshaus wandeln. Bei den Scholzens ist das verglaste Anlehnhaus die Heimat der „anderen Sukkulenten“, hier blüht unter anderem ein Schlumberger Kaktus: ein Weihnachtskaktus. Und auch der Christusdorn steht in hellgelben Blüten. All diese Pflanzen kommen aus Afrika, die eigentlichen Kakteen stammen aus Amerika. In der „Amerikaabteilung“, im Gewächshaus hinten rechts, ist es verblüffenderweise kalt: „In ihrer Ruhephase, die etwa Ende Oktober beginnt, sollen die Kakteen kühl bei 8 bis 10 Gradund trocken stehen“, erläutertFrau Scholz. Bizarre Formen sind unter Kakteen gängig, ein blumenkohlähnliches Gebilde steht neben einem runden Klops mit langen geschwungenen Stacheln. Hier gedeiht auch der Nachwuchs. Fingernagelgroße Kakteen in Reih und Glied — das sind winzige Jährlinge. „Ferros werden bis zu 100 Jahre alt“, sagt Helma Scholz, und läßt ihren Blick liebevoll über ihre Zöglinge wandern. Sie betreut auch die Bibliothek, in denen Bücher wie die „Fibel für Kakteenfreunde“ oder „Freude mit Kakteen“ zu finden sind. Die Ortsgruppe reist gemeinsam zu Kakteen-Einkaufsfahrten, weil die Angebote in Bremen nicht allzu günstig ist. Wer der Deutschen Kakteen-Gesellschaft e.V. beitritt, kann auch die Diathek oder die Samenverteilung in Anspruch nehmen. Oder seine Wünsche durch Kleinanzeigen im Vereinsblatt erfüllen: „Wegen Platzmangels abzugeben: Trichocereus courantii, Höhe 1,05 cm, 10 cm Durchmesser...“ Vivianne Agena