ZDF schwül&schwul

■ Die Mainzelmänner vor der Presse

Berlin (dpa/AP) — Das ZDF wird im kommenden Jahr zwei bis drei Millionen Mark weniger Einnahmen durch nicht ausgebuchte Werbeblöcke haben. Das erklärte ZDF-Intendant Dieter Stolte am Donnerstag in Berlin. Der Werbemarkt sei heute härter umkämpft als je zuvor. Dennoch werde die Sendeanstalt, die sich bisher zu 40 Prozent aus Werbeeinnahmen finanziert habe, aufgrund von Rücklagen auch 1993 keine roten Zahlen schreiben.

„Die Jagd auf Einschaltquoten geht 1993 erst richtig los“, prophezeite Chefredakteur Klaus Bresser. Trotz Konkurrenzdrucks werde es beim ZDF aber die „Gaffersendungen“ der Kommerziellen, die als Information verkauft würden, auch zukünftig nicht geben. Intendant Stolte kündigte an, daß es im Programmschema nicht so einschneidende Veränderungen wie 1992 geben werde. Es gehe um klarere und einprägsamere Strukturen, die dem Zuschauer das Wiederfinden der Sendungen erleichtern sollten. Die Informationssendungen, die beim ZDF einen Anteil von 40 Prozent einnehmen, würden weiter ausgebaut. Ein neues zeitkritisches Magazin soll sich abseits des bisherigen Zuordnungsschemas bewegen. Der polarisierende Charakter der Magazine der siebziger und achtziger Jahre sei allerdings passé.

Um die Zuschauer in den neuen Bundesländern wieder stärker an das Programm zu binden, erhält das „Kennzeichen D“ mehr Sendezeit und wird alle 14 Tage am Mittwoch um 22.15 gesendet. Auch die zunächst aus dem Programm genommene Sonntagssendung „Blickpunkt“ kehrt mit Ost- Schwerpunkt zurück.

Ohne spektakuläre Ankündigung wird das ZDF 1993 auch „alle Fans der anspruchsvollen Erotik“ ansprechen und in der Reihe „Schwüle Sommernächte“ unterhalten. Ebenso unerwähnt blieb auf der Vorstellung des neuen Programms die schwule Filmreihe „Wenn Männer lieben“ (der eigentliche Titel „Wenn Männer Männer lieben“ war laut einem Bericht des Tagesspiegel auf dem Lerchenberg nicht durchsetzbar).

Eher verhalten äußerte sich der ZDF-Intendant zur Frage nach einem Informationskanal. Die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluß und eine Entscheidung sei bis Ende des Jahres zu erwarten, „ob mit der ARD oder CNN oder gar nicht“.