Nicht ganz dicht

■ Kaffeeröster Tschibo im Verpackungsrausch / Kaffee-Fan protestiert

im Verpackungsrausch / Kaffee-Fan protestiert

Oooh — den Tchibo-Kaffee „Family“ gibt es nur noch in aromaversiegelten Doppelpackungen von zweimal 250 Gramm. Doch so ganz glücklich werden die Hamburger Kaffeeröster mit dieser Entscheidung wohl nicht.

Jedenfalls, wenn es nach dem Willen umweltbewußter Kaffeeschlürfer geht. Beispiel Wolfgang Ehmke: In einem Brief an das Unternehmen macht der langjährige Tchibo-Fan und Liebhaber der Sorte „Family“ seinem Ärger und seiner Verwunderung über die Verpackungsumstellung Luft. Verwundert habe ihn, so schreibt Wolfgang Ehmke, daß — „allen gesellschaftlichen Bemühungen zum Trotz — Sie dem Verpackungswahn weiter frönen“. Die zwei Aluhüllen seien überflüssiger Wegwerfmüll, daran ändere auch der fragwürdige Grüne Punkt — im Fall des Doppelpacks gar ein grüner „Doppelpunkt“ — auf der Packung nichts. „Schlimmer noch, Sie lassen uns Konsumenten überhaupt keine Wahl“, schreibt der empörte Kunde.

Die Verkäuferinnen in seiner bevorzugten Tchibo-Filiale hätten ihm erzählt, die Kunden zögen eindeutig frischgemahlenen Kaffee vor, und außerdem passe der Zusatz- Müll ohnehin nicht mehr in unsere Zeit.

Genau das findet Ehmke auch. War er doch als müllbewußter Konsument froh, wenn ihm das Pfund frischgemahlener Kaffee über den Tresen gereicht wurde. Er bittet deshalb die Firma Tchibo, die Verkaufspraxis zu überdenken. „Wer, bis auf einige Urlauber, Fernreisende oder ähnliche Gruppen, ist überhaupt auf die Aromaversiegelung angewiesen?“

Die Tchibo-Zentrale ist da ganz anderer Meinung. Die doppelt verpackten Kleinpakete entsprächen den „Aufbrauchgewohnheiten“ von Ein- und Zweipersonenhaushalten, das seien immerhin zwei Drittel aller Kaffeetrinker, so Matthias Born, Presse-Referent der Tchibo GmbH. Ein Pfund Kaffee im Haushalt würde durchschnittlich in zwei Wochen aufgebraucht. „Bei den 500 Gramm-Vakuumverpackungen kommt das gesamte Kaffeemehl sofort nach dem Öffnen mit Sauerstoff in Berührung — dem Feind Nummer eins des Kaffeearomas“. Deshalb die Zweiteilung, eins aufreißen, eins zulassen.

Born bestätigt, daß es Ehmkes Lieblingssorte „Family“, nicht gerade an Single-Frühstück ein aufruf zum Solo-Frühstück, derzeit nur halbpfundweise und nur im doppelten Vakuumpack gibt. Und er räumt sogar ein, daß die beschichtete Aluminiumverpackung aus umweltpolitischer Sicht „nicht optimal“ sei. Da gäbe es eine „Diskrepanz zwischen Qualität und Umweltschutz“. VM