Anne Frank zum zweiten

■ Schule im Osten erneut nach der ermordeten Jüdin benannt

Treptow. Mit einem „feierlichen Fahnenappell“ wurde der 8.Polytechnischen Oberschule in Altglienicke im September 1989 der Name „Anne Frank“ verliehen. Etwas weniger patriotisch ging es gestern zu, als dieselbe Schule noch einmal nach diesem jüdischen Mädchen benannt wurde, das während des Zweiten Weltkrieges zwei Jahre in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckt lebte, bevor es 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. Grund für die doppelte Namensverleihung war die Umstrukturierung sämtlicher Ostberliner Schulen im vorigen Jahr. Dabei wurden die zehnklassigen DDR-Oberschulen in Grundschulen, Realschulen oder Gymnasien umgewandelt und einfach durchnumeriert. Namen für die Schulen können jetzt bei der Senatsverwaltung für Schule, Berufsausbildung und Sport beantragt werden. Die Wiederbenennung nach dem alten Namen sei aber eher die Ausnahme, erklärte ein Sprecher.

Für die Benennung nach der Jüdin Anne Frank, die 1929 in Frankfurt geboren wurde und mit ihrer Familie 1933 nach Amsterdam emigrierte, haben sich SchülerInnen und LehrerInnen des Altglienicker Gymnasiums dieses Jahr entschieden, um ein Zeichen gegen den „erneut aufflammenden Antisemitismus und Gewalt“ zu setzen. Aber auch schon vor drei Jahren hatten sich die LehrerInnen und SchülerInnen intensiv mit Anne Frank beschäftigt. Miep Gies, eine Freundin der Familie Frank, war damals zu der Benennung aus den Niederlanden angereist. Deshalb reagiert Rosemarie Melow, eine der damaligen Initiatorinnen, auf den Vorwurf des SPD-Stadtrates für Bildung und Kultur, Siegfried Stock, das frühere System habe sich „gern mal mit Antifaschismus geschmückt“ und Schulen mit entsprechenden Namen versehen, besonders betroffen. Schließlich hatten schon anläßlich der Erstbenennung SchülerInnen eine Ausstellung zum Thema Anne Frank zusammengestellt. Für die Wiederbenennung gestern hat eine Arbeitsgruppe Material über „Jüdisches Leben in Berlin“ zusammengetragen. akk