Nagel will 7 Milliarden Kredit für Nahverkehr

■ Weitere Verschuldung Berlins soll „Verkehrskatastrophe“ verhindern/ Bausenator will beim Straßenbau drastisch sparen

Berlin. Berlin soll Kredite aufnehmen, um den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs bezahlen zu können. Dies schlägt Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) vor, weil andernfalls dem Verkehr in der Stadt eine „mittelfristige Katastrophe“ drohe. Bis zum Jahr 2000 seien bisher nur Mittel in Höhe von 3,5 Milliarden Mark gedeckt. Gebraucht würden aber mindestens 10 Milliarden Mark. Neben einer weiteren Verschuldung der Stadt müßten die Gelder für den Straßenbau „drastisch“ zugunsten des Schnellbahnbaus und des Straßenbahnnetzes umverteilt werden. Mehr und breitere Straßen führten ohnehin nur zu mehr Stau.

Von den zusätzlichen 6,5 Milliarden Mark könnten die Projekte verwirklicht werden, die nach jetziger Planung dem Rotstift zum Opfer fallen müßten. Unter anderem erwähnte der Senator auf einer gestrigen Pressekonferenz die Verlängerung der S-Bahn-Linie 5 vom Westkreuz nach Spandau, die S25 von Lichterfelde nach Teltow- Stadt und als „unabdingbar“ die neue Linie 21 von Yorckstraße über Gleisdreieck und Lehrter Bahnhof zum Nordring. Auch die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof sei vordringlich.

Nagel räumte ein, daß er sich mit seinem Vorschlag „haarscharf an der Kante der Zuständigkeit“ von Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) bewege. Aber zum einen widerspreche er mit dem vorgeschlagenen Streckenausbau seinem Senatskollegen nicht — der halte den Ausbau derselben Linien für wichtig. Zum anderen müsse er als Bausenator dafür sorgen, daß die Gelder im Verkehrssektor kontinuierlich fließen, damit Verwaltung und Wirtschaft zuverlässig planen können [Die Betonlobby wird's danken, säzzer].

Nagel wandte sich eindeutig gegen den Plan, das Brandenburger Tor für den Autoverkehr freizugeben. Er sei gegen eine Durchfahrung und auch gegen die enge Umfahrung. Zwischen Tiergarten und Mitte dürfte es auch keine neuen Straßen geben. In dieser Frage habe er Rückenwind von der Bundesbauministerin. Nagel sprach sich dennoch für die Vervollständigung des inneren Stadtrings („kleiner Hundekopf“) und des mittleren Straßenrings (im Westteil größtenteils als Stadtautobahn vorhanden) sowie der dazugehörenden Tangenten aus. Dirk Wildt